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Presseinformation: Informationen oder Gesetze?

Nr. 282 - 21.12.2018

Göttinger Forscher befragen Bevölkerung zur Klimaschutzpolitik bei Lebensmitteln


(pug) Reichen Informationen für eine bessere Klimaschutzpolitik oder benötigen wir Gesetze? Forscherinnen und Forscher der Universität Göttingen wollten herausfinden, ob die Deutschen politische Maßnahmen zur Verringerung der Klimaemissionen bei Lebensmitteln befürworten oder ablehnen. Das Ergebnis: Viele Menschen würden nicht nur mehr Informationen und Nudging begrüßen, sondern auch striktere Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung und klimaschädliche Flugtransporte. Fleischsteuern lehnen dagegen die meisten eher ab. Die Studie ist in der Fachzeitschrift GAIA – Ökologische Perspektiven für Wissenschaft und Gesellschaft erschienen.

 

Die Wissenschaftler untersuchten vier Maßnahmen: Informationskampagnen, das sogenannte Nudging („Stupsen“), Klimasteuern und Verbote. Einer verbesserten Information über regionale Produkte, Transportwege und Lebensmittelabfälle stimmten die Befragten durchgängig zu. Auch Angebote wie kleinere Portionen in Kantinen und Supermärkten, um Speisereste zu vermeiden, oder eine bessere Platzierung der klimafreundlicheren Produkte würden viele Menschen begrüßen. Steuern oder Verbote wurden im Durchschnitt eher abgelehnt, allerdings mit Ausnahmen: „Ein Verbot von XXL-Verpackungen und eine Klimasteuer auf importierte Flugwaren stießen auf positive Resonanz“, erläutert der Erstautor der Studie, Dr. Dominic Lemken von der Abteilung Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte der Universität Göttingen. „Klimasteuern auf Milch und Rindfleisch und die gesetzliche Einführung eines Veggie-Days lehnen hingegen die meisten Menschen ab.“

 

Die Studie zeigt allerdings auch Akzeptanzunterschiede je nach Einstellung der Befragten: So sehen viele Menschen zwar den Staat in der Verantwortung für den Klimaschutz, jedoch führt diese Einstellung nicht zu höherer Akzeptanz von staatlichen Maßnahmen, die über Informationskampagnen hinausgehen. „Insgesamt zeigt sich, dass die Positionen zu Steuern und Verboten in der Bevölkerung noch nicht sehr gefestigt sind“, so der Leiter der Abteilung, Prof. Dr. Achim Spiller. „Die notwendige Klimaschutzpolitik sollte also stufenweise aufgebaut werden, beginnend mit umfangreichen Kommunikationskampagnen und Nudging.“

 

Originalveröffentlichung: Dominic Lemken et al. Staatliche Eingriffe in die Lebensmittelwahl: Welche klimapolitischen Instrumente unterstützt die Bevölkerung? GAIA – Ökologische Perspektiven für Wissenschaft und Gesellschaft 4/2018. https://doi.org/10.14512/gaia.27.4.8.


Kontakt:

Dr. Dominic Lemken

Prof. Dr. Achim Spiller

Georg-August-Universität Göttingen

Fakultät für Agrarwissenschaften

Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte

Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen

Telefon (0551) 39-10713 oder -26241 / -26240 (Sekr.)

E-Mail: dlemken@gwdg.de, a.spiller@agr.uni-goettingen.de

Internet: www.uni-goettingen.de/de/11226.html