In publica commoda

Leitbild für das Lehren und Lernen

Die Universität Göttingen hat seit März 2017 ein gemeinsames Verständnis von guter Lehre erarbeitet mit dem Ziel der Entwicklung eines Leitbildes für das Lehren und Lernen an der Universität. Dafür haben Lehrende, Studierende und Personen aus der Wissenschaftsadministration in einem universitätsweiten partizipativen Prozess das Lehren und Lernen an der Universität Göttingen diskutiert. Am 15. August 2018 ist das aus diesem Prozess entstandene Leitbild für das Lehren und Lernen an der Universität Göttingen einstimmig im Senat verabschiedet worden. Interne und externe hochschuldidaktische Expertise haben die Entwicklung des gemeinsamen Verständnisses zu Lehre und Studium unterstützt und befördert.

Ein erster Entwurf war im November 2017 auf dem zweiten Zukunftskongress der Universität vorgestellt und diskutiert worden. Ende des Wintersemesters 2017/18 wurde dem Entwurf des Leitbilds von der zentralen Senatskommission für Studium und Lehre und dem Studiendekanekonzil zugestimmt. Im Sommersemester 2018 erfolgte in einer gemeinsamen Sitzung mit Vertreter*innen des Präsidiums und des Senats, der Studierenden, der Dekan*innen und Studiendekan*innen der Feinschliff des Leitbilds.

Die Universität Göttingen hat in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen zur Verbesserung der Studienbedingungen und der Qualität der Lehre auch mit Unterstützung der im Rahmen des Qualitätspakt Lehre geförderten Projekte an der Universität geleistet. Das Leitbild für das Lehren und Lernen bietet Lehrenden und Studierenden nun einen wichtigen Orientierungsrahmen und ist eine gute Basis für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Qualität der Lehre an der Universität Göttingen.



Als forschungsstarke, international renommierte Universität orientiert sich die Universität Göttingen an den Idealen und dem Bildungsbegriff der Aufklärung. Sie ist der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet.

Die Gemeinschaft der Lehrenden und Studierenden lebt von intellektueller Neugier, konstruktiver, kritischer Diskussionskultur und der Partizipation in universitären und gesellschaftlichen Belangen. Die Studierenden werden in ihrer Persönlichkeitsentwicklung bestärkt und befähigt, wissenschaftlich fundiert zu urteilen. Das soll sie darauf vorbereiten, in ihren künftigen Tätigkeitsfeldern erfolgreich zu agieren. Die Universität Göttingen bereitet ihre Studierenden auf verantwortungsvolle Positionen innerhalb und außerhalb der Wissenschaft vor.

Die Lehrenden lassen die Studierenden an der Forschungspraxis und an aktuellen wissenschaftlichen Debatten teilhaben und bieten ihnen schon in frühen Phasen des Studiums Einblick in die Forschung, die an der Universität und den außeruniversitären Forschungsinstituten des Göttingen Campus betrieben wird. In diesem Sinn ermöglicht forschungsorientierte Lehre den Studierenden, ihre intellektuelle Neugier und ihre Freude am Lernen einzubringen und sich kritisch in ihrer Fachdisziplin zu engagieren. Die Fakultäten vermitteln Fachwissen und die Studierenden erwerben die für sie wichtigen methodischen, digitalen und sozialen Fähigkeiten. Sie entwickeln Lösungskompetenzen für fachdisziplinäre, inter- und transdisziplinäre Problemstellungen sowie für gesellschaftliche Herausforderungen auf lokaler und globaler Ebene. Dies bietet ein ausgezeichnetes Fundament für die Herausbildung spezifischer Fachidentitäten und befähigt Studierende zum lebenslangen Lernen.

Die Universität Göttingen setzt in der Lehre eine positive, neugierige und respektvolle Grundhaltung bei Studierenden und Lehrenden voraus. Inklusive und flexible Lernumgebungen und Curricula ermöglichen den Studierenden, entsprechend den Grundsätzen von Chancengleichheit und Gerechtigkeit, ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Fähigkeiten selbstständig und konstruktiv einzubringen und ihr Wissen zu erweitern.

Die Universität Göttingen stellt sich globalen Herausforderungen. Die Studierenden betrachten fachwissenschaftliche Fragestellungen aus verschiedenen Perspektiven, die durch internationale Sichtweisen ergänzt werden. Sie lernen, in unterschiedlichen Kontexten verantwortungsvoll und wertschätzend zu kommunizieren und zu handeln. Die Universität Göttingen betreibt gemeinsam mit internationalen Partnern Studiengänge, bietet internationalisierte Curricula und unterstützt studienrelevante Auslandsaufenthalte.

Die Universität Göttingen versteht sich als Präsenzuniversität. Sie nutzt digitale Innovationen, um die Lehre am Campus passgenau zu ergänzen und neue didaktische Wege zu beschreiten. Studierende und Lehrende erschließen die Potentiale digitaler Medien und virtueller Mobilität, um sich international zu vernetzen, die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Privatleben zu erhöhen und Barrieren abzubauen.

Die enge Verzahnung von Digitalisierung, Internationalisierung und Diversitätsorientierung sowie die forschungsorientierte Lehre schaffen wichtige Voraussetzungen für ein qualitätsgesichertes erfolgreiches Studium am Göttingen Campus.

Das Gründungsmotto der Universität Göttingen lautet „Zum Wohle aller“ („in publica commoda“). Dementsprechend begreift die Universität Göttingen Lehren und Lernen im Sinne einer umfassenden Bildung. Dies umfasst auch soziale, ökonomische und ökologische Dimensionen des Handelns für nachhaltige Entwicklung. So ist das Motto ein Appell an die Lehrenden und Studierenden, sich in Studium und Lehre und darüber hinaus als engagierte Bürgerinnen und Bürger in gesellschaftliche Diskussionen und Projekte zum Wohle der Allgemeinheit einzubringen.