"Das große Ziel ist es, in den kommenden Jahren Marktführer für Vitalpilze und Insektenfleisch in Deutschland zu werden"

Interview mit den Gründern von symbiofoods


Göttingens Gründerszene boomt - und ehemalige und aktuelle Studierende der Fakultät mischen kräftig mit. Ihre Start-ups werden z.B. beim LIFT-OFF Gründungswettbewerb der Universität Göttingen ausgezeichnet oder werben Stipendien ein, mit denen die nächsten Schritte auf dem Weg in die Selbstständigkeit unternommen werden können.

Eines dieser Start-ups ist symbiofoods. Das interdisziplinäre Team besteht aus den Biologen Jannis Reis und Matthias Mau sowie dem BWL-Studenten Paul Morawitz. Im Sommer sind sie beim LIFT-OFF-Gründungswettbewerb mit dem ersten Platz in der Kategorie "Gründungspotential" ausgezeichnet worden (noch unter dem Namen "FungiFresh"). Seit Dezember 2020 wird das Team außerdem mit einem Stipendium der NBank gefördert. Wir haben uns mit ihnen über die Idee hinter symbiofoods und ihre Pläne für die Zukunft unterhalten.

Was ist symbiofoods und wer sind die Gründer hinter dem Start-up?

symbiofoods kombiniert zwei natürliche Stoffwechselprozesse zur synergetischen Kultivierung von Vitalpilzen und Speiseinsekten, wobei die Nebenprodukte beider Stoffkreisläufe ineinander fließen und dadurch enorm Ressourcen und Abfall einsparen. Zunächst beginnen wir mit der Produktion von Vitalpilzen zur Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln und Shroom-Coffee. Die bereits klinisch untersuchten Polysaccharide in Vitalpilzen sollen die kognitive Leistungsfähigkeit steigern, sowie adaptogen und immunmodulierend wirken. Insekten stellen eine ideale umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Fleischprodukten (z.B. Rind- und Schweinefleisch) dar und bieten zugleich ein deutlich besseres Nährstoffprofil. Gerade im Kampf gegen den brandaktuellen Klimawandel, die Wasserknappheit und die Verschmutzung unseres Planeten wird die Entomophagie (der kulinarische Verzehr von Insekten) eine Schlüsselrolle spielen.

Hinter symbiofoods stehen Jannis Reis, Matthias Mau und Paul Morawitz. Jannis und Matthias haben im Sommer 2020 einen Abschluss an der Universität Göttingen im Fach "Biodiversität und Ökologie" erlangt. Paul studierte bereits Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der WU Wien und ist jetzt im Bachelor BWL in Göttingen eingeschrieben.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Die ursprüngliche Idee entstand im Frühjahr 2019 durch die zwei Biologen Jannis und Matthias während einer Reise in Südostasien. Hier bauten sie im Auftrag einer lokalen Unternehmerfamilie eine Hydroponik-Anlage, bei welcher viel Reststoff in Form von Cellulose anfiel. Bei der Suche nach einer ökologischen Weiterverwendung dieses Abfalls, sind die Gründer auf das metabolische Genie "Pilz" gekommen. symbiofoods bedient sich letztlich an fundamentalen ökologischen Stoffwechselprozessen, setzt diese auf smarte Art und Weise zusammen und macht sie dadurch ökonomisch nutzbar.

Wie hat euch die Universität beim Gründungsprozess betreut?

Wir wurden von der Gründungsförderung der Universität im Hinblick auf das Verfassen von Anträgen wie z.B. für das Gründerstipendium der NBank unterstützt. Besonders am Anfang erwies sich hier die Beratung als wegweisend.

Wie kombiniert ihr Studium und Arbeit für das Start-up?

Aufgrund des Gründerstipendiums sind unsere Lebenshaltungskosten bis etwa Mitte 2021 weitreichend gedeckt, weshalb wir uns komplett auf unser Start-up fokussieren können. Jannis und Matthias haben bereits einen Abschluss von der Universität Göttingen. Paul wird sein Studium normal weiterführen aber ebenso wie Jannis und Matthias Vollzeit im Start-up beschäftigt sein.

Was sind eure Pläne für die unternehmerische Zukunft?

Im Januar 2021 erfolgt der Aufbau unserer Produktionsanlage in einem großen Industriekeller in der Nähe der Göttinger Innenstadt. Eine Serie-A Finanzierung für den Produktionsaufbau ist bereits sicher. Zeitgleich arbeiten wir an der Akquise einer Serie-B Finanzierung. Im Laufe des nächsten Jahres sollen, nach (hoffentlich) erfolgreichem Produktlaunch (Q3 2021), zwei große Produktionshallen in der Nähe von Göttingen gebaut werden, um so die Produktion ausweiten zu können. Das große Ziel ist es, in den kommenden Jahren Marktführer für Vitalpilze und Insektenfleisch in Deutschland zu werden.


(Stand: Dezember 2020)