Grenzüberschreitungen im Schulsport - Eine explorative Studie


Im Kontext des Schulsports steht der Körper der Schüler und Schülerinnen unweigerlich im Fokus des unterrichtlichen Geschehens. Er wird durch Kleidung und didaktische Settings exponiert, durch ausgewählte Inhalte oder methodische Arrangements beobachtet und berührt, er wird zum Bezugspunkt von Beobachtungen, Bemerkungen und Bewertungen - mitunter auch zum Objekt einschlägig sexualisierter Kommentare und Handlungen. Die Spanne von körperlicher Exponiertheit und körperbezogenen Interaktionen ist somit äußerst weit und unterscheidet sich grundlegend von anderen Unterrichtsfächern.

Dabei ist die Grenze dessen, was als "übergriffig" oder als grenzüberschreitend erlebt wird, fließend und in der Regel individuell. Was dem einen Schüler als eine von der Lehrkraft gegebene notwendige Hilfestellung erscheint, wird von einem anderen als körperlich zu nah und unangenehm erlebt. Was bei der einen Schülerin als ein sachlicher Blick auf ihren Körperbau gilt, überschreitet bei einer anderen bereits die Schamgrenze bzw. wird als sexualisierter Blick wahrgenommen.

Das Forschungsprojekt widmet sich dem Phänomen der Wahrnehmung von Grenzüberschreitungen im Sportunterricht. Es fokussiert auf die subjektive Perspektive von Schüler/innen und versucht zu rekonstruieren und analysieren, welche situativen Momente im Rahmen des Sportunterrichts persönlich als grenzüberschreitend erlebt werden. Dabei sollen u.a. sport(unterrichts)immanente und didaktische Strukturen aufgedeckt werden, die (die Wahrnehmung von) Grenzüberschreitungen im Sport begünstigen.

Die Untersuchung ist qualitativ angelegt. Die persönliche Sichtweise Betroffener wird anhand schriftlicher Kurznarrationen eingeholt, die einer kurzen Schreibaufforderung folgen. Bislang wurden ca. 250 Personen in die Untersuchung einbezogen. Die Kurznarrationen werden derzeit sprachlich und inhaltlich sequenziell analysiert. Weitere systematische Erhebungen sind geplant.

Leitung:
Prof. Dr. Ina Hunger

Mitarbeiterinnen:
Nicola Böhlke (wiss. Mitarbeiterin)
Nele Winter (wiss. Mitarbeiterin)