Qualitative Studie zum Bewegungsalltag adipöser Grundschulkinder und ihrer Familien aus sportpädagogischer Sicht – Perspektiven für Präventions- und Interventionsprogramme


Drittmittelprojekt gefördert durch Pro*Niedersachsen des Nds. Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (Förderlinie Pro*Niedersachsen).
Förderphase: Oktober 2012 - Juni 2014.

In Niedersachsen sind laut Schuleingangsuntersuchungen angehende Erstklässler/innen zu 10% übergewichtig und zu 4,7% adipös. Bisherige Interventionsmaßnahmen zur Senkung des Körpergewichtes der Kinder konnten keine langfristigen Erfolge verbuchen.

Aus sport- bzw. bewegungspädagogischer Sicht ist die geringe Nachhaltigkeit der Interventionsbemühungen in folgendem Zusammenhang zu interpretieren:
Zum einen setzen die Maßnahmen in Niedersachsen vornehmlich an institutionellen Einrichtungen, wie Schulsport und Sportvereinen an, lassen aber das Setting Familie, das durch seine besondere Konstellation das Problem Übergewicht ursächlich hervorbringt und Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten stabilisiert, in der Regel außen vor. Zum anderen wird auf das vielschichtige Problem der kindlichen Adipositas tendenziell mit einfachen und gleichsam oberflächlichen handlungsorientierenden Formeln reagiert (im Kern: "Mehr bewegen, besser essen!"). Die Maßnahmen können zwar kurzfristig zu einer (institutionsbezogenen) Aktivierung des Kindes führen, langfristig versprechen sie aber kaum den gewünschten Erfolg, da sie den alltäglichen, komplexen und vielfach belastenden Lebensbedingungen der betroffenen Kinder kaum Rechnung tragen und sich so alte Bewegungsgewohnheiten schnell wieder etablieren.

Die qualitative Studie verfolgt das Ziel, sich dem Alltag der von Adipositas betroffenen Grundschulkinder in Niedersachsen - auf der Basis qualitativer Interviewmethoden und Beobachtungsverfahren - empirisch zu nähern. Die Untersuchung orientiert sich konzeptionell an der Grounded Theory. Im Fokus stehen dabei vor allem die Fragen nach den kindlichen Bewegungsgewohnheiten im Alltag, deren einschränkenden und förderlichen Bedingungen, sozialen Rahmungen sowie dem kindlichen Umgang mit sozialer Stigmatisierung aufgrund der körperlichen Auffälligkeit.

Davon ausgehend, dass die Familie für Kinder im Grundschulalter die prägende Rahmung für Bewegungsaktivitäten und Körpereinstellungen darstellt, werden das familiäre Umfeld des Kindes, Lebensverhältnisse, soziokultureller Hintergrund, psycho-soziale Einflussfaktoren etc. systematisch in die Untersuchung miteinbezogen und auf Ressourcen hinterfragt. Auf der Basis der empirischen Befunde erfolgt dann die Erarbeitung von familienbezogenen und (vordringlich) auf Bewegungsaktivierung abzielenden Interventionen.


Leitung:
Prof. Dr. Ina Hunger

Wiss. Hilfskräfte/MitarbeiterInnen:
Christiane Adler
Mareke Beninga
Nils Heise
Anna-Lena Meyer

Studentische Hilfskräfte:
Annika Utermöhlen
Christin Viets