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Asteroid Ryugu: Zugereist vom Rand des Sonnensystems

Nr. 53 - 21.10.2022

Der Asteroid Ryugu ist wahrscheinlich am äußeren Rand des Sonnensystems jenseits der Gasriesen Jupiter und Saturn entstanden. Diesen Schluss legen hochpräzise Messungen nahe, die das Verhältnis verschiedener Eisenisotope in Gesteinsproben von Ryugu bestimmen. Eine internationale Forschungsgruppe mit Beteiligung des Göttinger MPI für Sonnensystemforschung (MPS) und der Universität Göttingen berichtet von diesen Ergebnissen in der Fachzeitschrift Science Advances.

 

Demnach unterscheidet sich die Zutatenliste Ryugus in einem entscheidenden Punkt deutlich von der typischer kohlenstoffreicher Meteorite. Stattdessen deutet alles auf eine enge Verwandtschaft mit einer seltenen Meteoritenklasse hin, die ebenfalls dem äußeren Sonnensystem zuzuordnen ist.

 

Gerade einmal fünf Gramm Gesteinsmaterial enthielt die Probenkapsel, die am 5. Dezember 2020 in Australien niederging. Ihr „Absender“ war die japanische Raumsonde Hayabusa 2. In Labors folgten präzise Messungen, die Aufschluss über Zusammensetzung, Beschaffenheit, Herkunft und Entwicklung des kosmischen Brockens geben können. Die ersten Ergebnisse bescheinigen den Gesteinsproben unter anderem eine körnige, lockere Struktur und belegen, dass Ryugu Aminosäuren und andere komplexe organische Moleküle enthält. Zu den vielen offenen Fragen zählt die nach dem Entstehungsort Ryugus. Dieser Frage geht die aktuelle Studie mit Beteiligung des MPS und der Universität Göttingen nach.

 

„Alle Untersuchungen deuten darauf hin, dass Ryugu wie die kohligen Chondrite ein Kind des äußeren Sonnensystems ist“, fasst Dr. Timo Hopp von der University of Chicago, Erstautor der aktuellen Studie, den bisherigen Kenntnisstand zusammen. Der Wissenschaftler forscht mittlerweile am MPS. Ob der Entstehungsort Ryugus jedoch in der Nähe von Jupiter und Saturn oder noch weiter entfernt von der Sonne zu verorten ist, ließ sich bisher nicht klären.

 

Zu diesem Zweck wandte sich die Forschergruppe den Eisenisotopen in den Gesteinsproben des Asteroiden zu. Mit Hilfe eines Multikollektor-Plasma-Massenspektrometers konnten so Unterschiede in den Mengenverhältnissen verschiedener Eisenisotope auf wenige Teile pro Million genau bestimmt werden. Dabei stießen die Forschenden auf eine kosmische Verwandtschaft. „Alles in allem spricht viel dafür, dass wir mit Ryugu und den Meteoriten vom Ivuna-Typ Überbleibsel der frühen Körper gefunden haben, die sich am äußersten Rand des Sonnensystems gebildet haben“, so Ko-Autor Prof. Dr. Andreas Pack von der Abteilung für Geochemie und Isotopengeologie der Universität Göttingen.

 

Eine ausführliche Pressemitteilung des MPS ist unter www.mps.mpg.de/asteroid-ryugu-zugereist-vom-rand-des-sonnensystems?c=2728 zu finden.

 

Originalveröffentlichung:
Timo Hopp et al.: Ryugu’s nucleosynthetic heritage from the outskirts of the Solar System, Science Advances, 20 Oktober 2022, doi 10.1126/sciadv.add8141

 

Kontakt:

Dr. Timo Hopp

Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung

E-Mail: Hopp@mps.mpg.de

 

Prof. Dr. Andreas Pack

Universität Göttingen

Geowissenschaftliches Zentrum - Abteilung für Geochemie und Isotopengeologie

E-Mail: apack@gwdg.de