Seit einiger Zeit befassen sich die Sozialwissenschaften mit fundamentalen gesellschaftlichen Wandlungsprozessen: neben einer fortschreitenden Digitalisierung der Informationstechnologien ist u.a. die Rede von der Globalisierung der Wirtschaftsströme, zunehmender Individualisierung sowie einer Transnationalisierung der Lebenswelten. Diese Prozesse werden zwar durchaus kontrovers diskutiert - unter anderem bezogen darauf, worin die neue Qualität besteht und wie sie normativ zu bewerten sind. Weitgehender Konsens besteht aber darüber, dass sie tiefgreifende Diversifizierungsprozesse mit sich bringen, mit deren Folgen moderne, ausdifferenzierte Gesellschaften auf unterschiedlichen Ebenen konfrontiert sind.
Diese Diskussionen haben spätestens mit der so genannten ,Flüchtlingskrise' in der EU neue Nahrung erhalten: Vielen scheint es immer drängender, Menschen aus ,anderen Kulturen' zu integrieren und sie fragen, wie dies am besten geschehen könnte. Sollen sich die ,Anderen' anpassen, sprich: assimilieren - und an welche Norm? -, oder sind vielmehr gemeinsame Bemühungen um Inklusion gefragt? Manche wenden sich aber auch explizit gegen jegliche Integrationsbemühungen und befürchten insbesondere eine drohende ,Islamisierung' des ihrer Ansicht nach ,eigentlich' christlichen Abendlandes. Wenn ,Flüchtlinge' von ,Einheimischen' unterschieden werden, werden bestimmte soziale Kategorien als besonders relevante Dimensionen von Vielfalt markiert, während andere aus dem Blickfeld rücken, aber dennoch wirksam sind.
Diversifizierungsprozesse wie diese, aber auch die Versuche, sie theoretisch zu begreifen wie empirisch-praktisch zu bewältigen, stehen im Fokus der neuen "Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management" (ZDFM). Andrea D. Bührmann, Direktorin des Instituts für Diversitätsforschung der Georg-August-Universität Göttingen, ist eine der Herausgeberinnen der neuen Zeitschrift. Das erste Heft mit dem Schwerpunktthema "Diversity Education" erscheint voraussichtlich im November 2016.