06/12/2013:
Viele Solo-Selbständige erzielen nur sehr geringe Verdienste
Spiegel Online berichtet über die prekäre Einkommenssituation vieler Solo-Selbständiger. Von der (geplanten) Einführung eines Mindestlohns würden sie nicht profitieren, obwohl fast ein Drittel von ihnen umgerechnet weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdient.
Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) gebe es in Deutschland mehr als 2,5 Millionen Ein-Mann-Betriebe. 700.000 dieser Solo-Selbständigen hätten 2011 ein Brutto-Einkommen von weniger als 8,50 Euro in der Stunde erzielt, wobei davon auszugehen sei, dass das Heer der freiberuflichen Niedriglöhner nach wie vor so groß sei wie vor zwei Jahren (siehe 13.02.2013). Mit rund 100.000 würde aber nur ein geringer Teil von Ihnen seine Einkünfte mit Hartz IV-Leistungen aufstocken, um über die Runden zu kommen (vgl. 03.12.2012).
Nach Aussage des DIW-Forschers Karl Brenke seien viele schlecht bezahlte Solo-Selbständige aus der Not heraus Unternehmer geworden, etwa, weil sie ihre Festanstellung verloren hätten. Doch in vielen Branchen wie der Pflege, den Medien, dem Bildungsbereich oder der Paketzustellung zahlten die Auftraggeber oft nur klägliche Honorare. Nicht wenige dieser Freiberufler lebten deshalb "von der Hand in den Mund".
Die geplante Einführung eines allgemein verbindlichen Mindestlohns würde den schlecht verdienenden Ein-Mann-Betrieben auch nicht helfen, da die Lohnuntergrenze für Selbständige - und damit auch für Solo-Selbständige nicht gelten solle. Stattdessen sei sogar zu befürchten, dass viele Arbeitgeber vor Inkrafttreten des Mindestlohns fest angestellte Mitarbeiter zwingen würden, sich formal selbständig zu machen, um so die Lohnuntergrenze zu umgehen.
Quelle: Spiegel Online vom 06.12.2013
Weiterlesen:
Brenke, K. (2013): Allein tätige Selbständige: starkes Beschäftigungswachstum, oft nur geringe Einkommen. In: DIW Wochenbericht, 80 Jg., Nr. 7, S. 3-16.
Gerner, H.-D./ Wießner, F. (2012) Solo-Selbstständige – Inzidenz und sozialpolitische Implikationen.