Wissenschaftliche Tagung
Der Zauberer und die Phantastik.
Thomas Mann und das phantastische Erzählen
Internationales Herbst-Kolloquium der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft Sitz Lübeck e.V. in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Deutsche Philologie der Georg-August-Universität Göttingen und dem Buddenbrookhaus Lübeck
Termin: 3. – 5. September 2010
Ort: Paulinerkirche und Vortragsraum im Historischen Gebäude der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek
Anmeldung bitte bis zum 15. August 2010 unter tmg@buddenbrookhaus.de oder 0451 – 122 42 40
Weitere Informationen: http://die-luebecker-museen.de/de/237/thomas-mann-gesellschaft.html
Zur Tagung
Erstmals tagt die Deutsche Thomas Mann-Gesellschaft in diesem Jahr in Göttingen, in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Deutsche Philologie der Georg-August-Universität. 1737 als Universität im Geiste der Aufklärung gegründet, wurde die Georgia Augusta um 1800 zugleich zu einem der Ursprungsorte der Frühromantik.
Damit bietet Göttingen den idealen Rahmen für ein Thema, das in der Thomas-Mann-Forschung der letzten Jahre zunehmend in den Vordergrund getreten, aber noch nie zusammenhängend erörtert worden ist. Auf unterschiedlichste Weisen nämlich changiert Thomas Manns Werk zwischen einem Erzählen, das den Konventionen des ›Realistischen‹ folgt, und einem Zweideutig-Werden der erzählten Welten, das ins ›Phantastische‹ geht. Immer wieder entstehen so unauflösliche Zweideutigkeiten – von Buddenbrooks über den Tod in Venedig bis zum Zauberberg, von der frühen Erzählung Der Kleiderschrank bis zur modernen Teufelsgeschichte von Doktor Faustus. Diese ›doppelten Welten‹ in Thomas Manns Werk soll das Kolloquium erkunden – und damit zugleich einem der narratologisch interessantesten Grenzfälle zwischen realistischem und phantastischem Erzählen in der Moderne auf den Grund gehen.
Das soll in drei Themenblöcken geschehen. In der ersten Sektion geht es um »Begriff und Theorie des ›Phantastischen Erzählens‹«. In der zweiten Sektion stehen »Psychologische und anthropologische Aspekte« des Phantastischen im Mittelpunkt. Die dritte Sektion schließlich beschäftigt sich mit den »Literarischen Traditionen und Transformationen«, die Thomas Manns Beziehungen zur phantastischen Literatur von Poe bis zu E. T. A. Hoffmann bestimmen. Außerdem wird Tilmann Lahme, Biograph und Herausgeber Golo Manns, über dessen erzählerisches Werk sprechen, das demjenigen des Vaters gerade in ›phantastischer‹ Hinsicht überraschend nahe steht. Und schließlich wird Günter Grass sein neues, ganz auf Göttingen und seine Literaturgeschichte bezogenes Buch vorstellen – und so den Kreis von Literatur und Veranstaltungsort auf das Schönste schließen.
Eine begleitende Kabinettausstellung in der Staats- und Universitätsbibliothek präsentiert Illustrationen zu Thomas Manns Werk, die zeigen, dass die Bildende Kunst oft früher auf die phantastischen Subtexte in Thomas Manns Werk aufmerksam geworden ist als die Literaturwissenschaft.
Während der Tagung wird auch, zum inzwischen vierten Mal, der Förderpreis für Junge Thomas-Mann-Forscher verliehen.