Dirichlet, Klein und Hilbert: Vortragsreihe über bedeutende Göttinger Mathematiker
Zu einer Vortragsreihe über bedeutende Göttinger Mathematiker lädt das Mathematische Institut der Georg-August-Universität im Sommersemester ein: Die zwölf Vorträge beschäftigen sich mit herausragenden Wissenschaftlern, die ihre Disziplin maßgeblich geprägt haben und bis heute weltbekannt sind. Dazu gehören Richard Courant, Gustav Lejeune Dirichlet, Felix Klein, David Hilbert und Emmy Noether. Dabei wird es nicht nur um die wissenschaftlichen Leistungen, sondern auch um die Persönlichkeit und den Lebensweg der Gelehrten gehen. Neben mehreren Gastdozenten werden Hochschullehrer des Instituts ihre Vorgänger vorstellen. Die Reihe startet am 25. April 2006. Die Vorträge finden jeweils dienstags im Hörsaal Maximum, Bunsenstraße 3-5, statt und beginnen um 17.15 Uhr.
Im Mittelpunkt der ersten Veranstaltung steht Abraham Gotthelf Kästner (1719 bis 1800), der von 1756 bis 1800 als Professor an der Georgia Augusta tätig war. „Mit seinen auf Deutsch verfassten Lehrbüchern und mit seinen originellen Epigrammen und Rezensionen gehört er in die erste Reihe der deutschen Aufklärer“, so Prof. Dr. Benno Artmann vom Mathematischen Institut. Zusammen mit Prof. Dr. Samuel Patterson und Prof. Dr. Yuri Tschinkel hat er die Reihe initiiert und stellt nun Kästner gemeinsam mit Dr. Gilbert Heß vom Seminar für Deutsche Philologie vor. Der zweite Vortrag am 2. Mai befasst sich mit Richard Courant (1888 bis 1972), der 1910 an die Universität Göttingen kam. Zusammen mit David Hilbert verfasste er das Standardwerk „Methoden der mathematischen Physik“. In den zwanziger Jahren leitete er den Bau des heutigen Mathematischen Instituts und drehte einen kurzen Film über Göttingen, der im Rahmen der Veranstaltung vorgeführt wird. Referent ist Prof. Dr. Willi Jäger von der Universität Heidelberg.
In dem Vortrag am 9. Mai spricht Prof. Dr. Jürgen Elstrodt von der Universität Münster über Gustav Lejeune Dirichlet (1805 bis 1859), der unter anderem durch seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Zahlentheorie bekannt wurde. Am 16. Mai wird Prof. Dr. Hans-Wilhelm Burmann (Universität Göttingen) Bernhard Riemann (1826 bis 1866) vorstellen. Die „Riemannsche Vermutung“ auf dem Gebiet der Primzahlen ist bis heute das größte ungelöste Problem der Mathematik. Alfred Clebsch (1833 bis 1872) kam als Nachfolger Riemanns nach Göttingen. Er forschte unter anderem über Flächen im Raum, die durch komplizierte Gleichungen definiert sind. Seine dazu angefertigten Gipsmodelle sind bis heute in der Sammlung des Mathematischen Instituts zu sehen. Prof. Dr. Ulrich Stuhler (Universität Göttingen) referiert über Clebsch in seinem Vortrag am 23. Mai. Zuvor wird das restaurierte Grabmahl von Clebsch auf dem Bartholomäus-Friedhof an der Weender Landstraße eingeweiht. Treffpunkt ist dort um 15.30 Uhr.
Die Reihe wird am 30. Mai fortgesetzt mit einem Vortrag über Felix Klein (1849 bis 1925), der sich 1871 an der Georgia Augusta habilitierte und 1886 an die Hochschule zurückkehrte. Mit seinen Forschungen dominierte er das Fachgebiet der Geometrie fast ein Jahrhundert lang; der Wissenschaftler war maßgeblich daran beteiligt, dass die Universität Göttingen zum Weltzentrum der Mathematik wurde. Referent ist Prof. Dr. Hermann Karcher von der Universität Bonn. David Hilbert (1862 bis 1943), der weltweit bedeutendste und universellste Mathematiker seiner Zeit, kam 1895 nach Göttingen. Prof. Artmann stellt Hilbert und sein für den Gesamtaufbau der Mathematik bahnbrechendes Werk „Grundlagen der Geometrie“ am 6. Juni vor.
In dem Vortrag am 13. Juni spricht Dr. Cordula Tollmien (Hann. Münden) über Emmy Noether (1882 bis 1935). Sie forschte von 1915 an an der Georgia Augusta, wo Klein und Hilbert trotz ihrer ausgezeichneten Qualifikation erst im Jahr 1919 ihre Habilitation durchsetzen konnten. Vor allem ihre neue Konzeption der Algebra ist bis heute wegweisend. In der folgenden Veranstaltung am 20. Juni befasst sich Prof. Tschinkel mit Hermann Minkowski (1864 bis1909). Er kam 1902 auf Initiative von Hilbert nach Göttingen. Neben bedeutenden Arbeiten zur Zahlentheorie hat er die geometrischen Grundlagen der Relativitätstheorie von Albert Einstein geschaffen. Am 27. Juni folgt ein Vortrag über Edmund Landau (1877 bis 1938), der von 1909 an in Göttingen tätig war. Landau verfasste zahlreiche Werke zur Zahlentheorie und insbesondere über die Verteilung der Primzahlen. Referent ist Prof. Patterson.
Als großer Didaktiker gilt Walter Lietzmann (1880 bis 1959), von 1920 an Direktor des heutigen Felix-Klein-Gymnasiums in Göttingen. Der Honorarprofessor am Mathematischen Institut führte die Studenten in ihre spätere Berufspraxis ein. Zugleich hat er den Mathematikunterricht in Deutschland im Zeitraum 1925 bis 1955 wesentlich geprägt. Arno Spangenberg (Göttingen) stellt Lietzmann in seinem Vortrag am 4. Juli vor. Im letzten Vortrag der Reihe am 11. Juli geht es um Otto Neugebauer (1899 bis 1990), den führenden Experten für die Geschichte der Mathematik im alten Babylon. In Kooperation mit dem Seminar für Keilschriftforschung konnten die Organisatoren Privatdozentin Dr. Lis Brack-Bernsen von der Universität Regensburg als Referentin gewinnen.
Die Reihe startet am 25. April 2006. Die Vorträge finden jeweils dienstags im Hörsaal Maximum, Bunsenstraße 3-5, statt und beginnen um 17.15 Uhr.