Erfahrungsbericht von Swantje Schaffarzyk
Anreise:
1 Monat vor dem Beginn des Studiums in Talca, Chile bin ich nach Buenos Aires, Argentinien geflogen, um mich mit einem dreiwöchigen Sprachkurs auf mein Auslandssemester vorzubereiten. Mit 2 Gruppen- und 2 Individualstunden täglich war ich bestens ausgelastet. Flugmöglichkeiten von Deutschland nach Südamerika bzw. Chile gehen entweder über Atlanta (USA), Sao Paulo (BRA) oder Buenos Aires (ARG).
Buenos Aires als einmonatigen Aufenthalt ist sehr zu empfehlen! Es ist eine tolle sehenswerte Stadt, der man nicht innerhalb einer Rundreise mit 3 Tagen Aufenthalt gerecht werden kann.
Soziale Betreuung:
In Talca, Chile angekommen wurde ich von einem Kommilitonen am Busbahnhof abgeholt. Einen Tag später wurde ich von unserer Sekretärin in Empfang genommen, die mir den offiziellen Teil erklärte, ein Schließfach zuteilte und das Organisatorische erzählte. Die anderen Austauschstudenten hatten einen „Buddy“, der sich um die Austauschstudenten kümmerte. Den hatten wir in unserem Studiengang leider nicht. Dennoch gab es Hilfe, wann immer wir sie benötigten.
Unterkunft:
Die Unterkunft wurde bereits im Vorhinein durch einen Göttinger Kommilitonen organisiert. So hatten wir direkt bei unserer Ankunft ein Zimmer. Alternativ kann man aber auch im Sekretariat nachfragen und bekommt umgehend Hilfe und Vorschläge für mögliche Zimmer. Gewohnt haben wir in einer 4er WG. Die Häuser waren einfach und nicht die saubersten, aber für ein 4monatiges Studium absolut zu akzeptieren. Auch auf Pflege des Gartens legen die Chilenen nicht so viel Wert.
Studium:
Das Studium an sich war super und absolut empfehlenswert. Im Gegensatz zum deutschen Master in Göttingen sitzt man in Chile mit max. 10 Leuten in der Vorlesung (so war es zumindest bei uns). Aufgrund dieser Klassengröße wurden wir ganz anders gefordert und Präsentationen standen an der Tagesordnung. Inhaltlich war es anspruchsvoll und entsprach dem deutschen Niveau.
Studentisches Leben
Das studentische Leben in Talca war toll! Wir hatten Glück und hatten eine tolle, lustige und internationale Austauschgruppe inklusive Chilenen. Getrunken wird Pisco – mit Cola oder auch als Pisco-Sour – sehr zu empfehlen. Es ist mein Lieblingsgetränk geworden. Feiern können die Chilenen natürlich auch! Wenn man feiern geht, wird so viel getanzt, da könnten sich die Deutschen eine Scheibe abschneiden! Und beim Tanzen können die deutschen Männer (fast) einpacken.
Talca an sich ist eine kleine, beschauliche Stadt, die durch das Erdbeben im Februar 2010 extrem beschädigt wurde. Das Epizentrum des Bebens (8.8) lag ca 1 hr süd-westlich von Talca. Apropos Erdbeben: Erdbeben lernt man in Chile auch kennen. In meinen 4 Monaten habe ich zwei etwas stärkere Beben (5,3 und 5) mitbekommen. Es war erschreckend und nicht unbedingt wieder erstrebenswert. Kleinere Beben – was in Chile bis zur Stärke 6 bedeutet – heißen Temblor (Zittern) und es sind keine Terremotos (Erdbeben). Das wird genau unterschieden. Kleine Beben, ca. der Stärke 3 gibt es häufiger und zum Teil bemerkt man sie gar nicht.
Kommunikation
Das Castellano / Spanisch der Chilenen ist anders. Es gibt viele eigene chilenische Wörter, die es in sonst keiner anderen Sprache gibt. Das macht es einerseits schwer. Zum anderen sprechen die Chilenen ein gewöhnungsbedürftiges Spanisch – undeutlich und schnell, so dass man anfangs GAR NICHTS versteht. Aber mit Bemühungen und viel Geduld und Üben ist auch das nach einiger Zeit vergangen. Es ist absolut zu empfehlen, 1 bis 2 Grundkurse vor dem Aufenthalt zu machen. Dann bringt der Aufenthalt noch so viel mehr, da ein Auslandssemester eigentlich viel zu kurz ist um eine Sprache zu lernen.
Finanzen
Wir mussten (bis auf 200 € Organisation) keine Studiengebühren in Chile bezahlen. Dies lag daran, dass der DAAD diesen Studiengang fördert.
Ansonsten sind die Ausgaben ähnlich wie in Göttingen. Die Wohnungen sind günstiger (wir haben für 80.000 CLP gewohnt, andere für 180.000 CLP), dafür sind aber Lebensmittel teurer bzw. so teuer wie in guten deutschen Geschäften. Reisen und Reisefinanzen müssen auf jeden Fall auch berücksichtigt und dürfen nicht vergessen werden.
Ausflüge
Ausflüge müssen gemacht werden. In Chile allein gibt es 32 Nationalparks, in denen man wunderbar klettern und wandern kann. Landschaftlich ist es einfach unglaublich. Ebenso ist der Süden – Patagonien – sehr zu empfehlen und die Atacama-Wüste im Norden mit dem größten Salzsee der Welt. An den Wochenende haben wir regelmäßig mit der Austauschgruppe lustige Ausflüge unternommen – mit einer Eisenbahn ans Meer, Besichtigung eines Weinguts, Wandern im Nationalpark in der Nähe Talcas, etc.)
Es war eine tolle Zeit in Chile!