Die neuheidnische Hexenreligion im urbanen Kontext

Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als „eigene Stelle“, Laufzeit drei Jahre.


Städte erweisen sich im Zeitalter der Postmoderne als zentrale Orte für die Praxis von Religiosität. Diese These verfolgt das Forschungsprojekt am Beispiel neuer und randseitiger Formen religiöser Praxis. Das Neuheidentum – eingegrenzt auf die moderne Hexenreligion – erlaubt eine Überprüfung der in der geisteswissenschaftlichen Forschung noch nahezu ungeklärten Frage nach der Wechselbeziehung neureligiöser Selbstverortung im städtischen Kontext. An Fallbeispielen soll die lokalgebundene Urbanität von neuer Religiosität herausgearbeitet werden. Die Studie konzentriert sich sowohl auf die alltagsweltliche Ebene einzelner Protagonist_innen und Gruppen als auch auf die davon herausgehobene individuelle wie kollektive religiöse Ritualpraxis am Beispiel Berlins. Es wird untersucht, wie sich die spezifische urbane Kultur und die Imagination des Städtischen in religiöse Rituale und andere religionsgebundene performative Akte einschreiben. Zu fragen ist, wie die wahrgenommene (materielle) Stadtkultur in die religiöse Kosmologie und dabei spezifisch in die Lebenswelt der Protagonist_innen integriert wird und wie sich hierdurch der urbane Raum in besonderer Weise konstituiert und als Ort religiöser Zugehörigkeit in Besitz genommen wird. Dabei interessiert, welche Konturen das religiöse Feld in der städtischen Gesellschaft annimmt und inwiefern von einer Auflösung der Grenzen des religiösen Feldes gesprochen werden kann. Das Projekt verbindet neueste urbanethnologische Zugänge mit einer aktuellen, religionssoziologischen Thematik. Es trägt entscheidend zu einer inhaltlichen wie theoretischen Erweiterung der qualitativen Stadtforschung bei und profiliert die religionswissenschaftliche Debatte um die Wechselbeziehung von Globalisierung und Religionsentwicklung, indem die Kraft und die Wichtigkeit des Lokalen in globalen Zeiten aufgezeigt werden. Das Potential der im Projekt zentralen und dabei fachspezifischen Methode der Feldforschung liegt in der Zugriffsmöglichkeit auf die Mikroebene durch eine verstehend rekonstruktive Forschungshaltung.