Dr. Julian Ingelmann

geboren 1990. 2009-2012 Studium der Germanistik und Geschichte im Fächerübergreifenden Bachelor an der Leibniz Universität Hannover. Anschließendes Studium der Neueren deutschen Literaturwissenschaft bis 2014. Abschluss mit einer Masterarbeit über die Verbindung von Theologie und Schauspielkunst in Karl Philipp Moritz' Anton Reiser. Seit 2012 Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Publikationen zur Trivialliteratur um 1800 mit besonderem Augenmerk auf die Schauerliteratur. Von Oktober 2014 bis März 2018 Kollegiat im GRK 1787. Dissertation: Die Wortkrieger des Web 2.0. Laienliterarische Praktiken im Mikrofeld digitaler Schreibformen. Göttingen: eDiss 2019.



Promotionsprojekt: Die Wortkrieger des Web 2.0. Schreibforen als literarisches Mikrofeld im Grenzbereich der Gutenberg-Galaxis
Das Schreibforum Wortkrieger.de zählt zu den ältesten und größten seiner Art: Seit es im Jahr 1999 gegründet wurde, haben sich dort über 10.000 Nutzerinnen und Nutzer versammelt, um selbstgeschriebene Kurzgeschichten zu veröffentlichen und mit Gleichgesinnten über ihre Werke zu diskutieren. Auf diese Weise sind bis heute fast 30.000 Texte zusammengekommen - eine beeindruckende Zahl in einer Zeit, in der knappe Prosaformen im Buchhandel kaum eine Rolle spielen. Im Schatten der Verlage, nahezu unbemerkt von Kulturjournalismus und Literaturwissenschaft, formiert sich in Schreibforen eine völlig neuartige digitale Kunstszene. Hobbyautorinnen und -autoren wagen den Spagat zwischen der Schnelllebigkeit des Internets und dem Ewigkeitsanspruch guter Literatur. Plattformen wie Wortkrieger.de bieten Lesestoff, der sich problemlos während einer Straßenbahnfahrt auf dem Bildschirm eines Smartphones konsumieren lässt und der doch viel mehr sein will als ein bloßer Zeitvertreib für Berufspendlerinnen und Berufspendler.
In meiner Dissertation untersuche ich diese Schreibcommunitys. Dazu analysiere ich nicht nur die veröffentlichen Kurzgeschichten, sondern auch die Diskussionskultur in den Foren. Wie positionieren sich die Laienschriftstellerinnen und -schriftsteller zu ihren eigenen Texten und welche Kriterien spielen bei der Bewertung durch Leserinnen und Leser eine Rolle? Um diese Fragen beantworten zu können, begreife ich die Schreibforen - frei nach Bourdieu - als literarisches Mikrofeld und erkunde dessen Beziehung zum kommerziellen Buchmarkt und zum Self-Publishing.