Gion Wallmeyer, M.A.
Vita
- 2015-2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Graduiertenkolleg "Expertenkulturen des 12. bis 18. Jahrhunderts" der Georg-August Universität Göttingen
- 2013-2014 Forschungsstudent am DFG-Graduiertenkolleg "Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage - Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln" der Universität Duisburg-Essen
- 2012-2013 Hospitant am Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) Essen
- 2010-2011 Studentische Hilfskraft (Tutor) am Lehrstuhl für die Geschichte des Späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit an der Universität Duisburg-Essen
- 2010-2014 Masterstudium der Geschichte und Philosophie an der Universität Duisburg-Essen
- 2006-2007 Freier Mitarbeiter der WAZ Lokalredaktion Essen
- 2006-2010 Bachelorstudium der Geschichte und Angewandten Philosophie an der Universität Duisburg-Essen
Beitrag zur Ringvorlesung "Wagnisse" im WS 15/16 an der Universität Duisburg-Essen
Dissertationsprojekt
De recuperatione Terre Sancte - Strategien der Inszenierung von Kreuzzugsexperten an den Herrscherhöfen des späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts
Im Jahr 1291 eroberte die Armee des ägyptischen Sultans Chalil mit Akkon den letzten Stützpunkt der Kreuzfahrer im Heiligen Land. Mit dem vollständigen Verlust des Outremer begannen an den Herrscherhöfen der lateinischen Christenheit unverzüglich Planungen zur Rückgewinnung der verlorenen Gebiete, infolge derer bestehendes Wissen in Frage gestellt und genuin neue Möglichkeiten der Rückeroberung evaluiert wurden. Diese epistemische Krise an den Höfen, welche aus der militärischen Krise an der Levante resultierte, bildete in der Folgezeit den Fokalpunkt für die Aktivität zahlreicher selbsternannter Kreuzzugs-Experten, welche mit entsprechenden Denkschriften an den Herrscherhöfen für ihre teils riskanten, teils konservativen Rückeroberungs-Projekte warben. Als Umschlagplätze kreuzzugsbezogenen Sonderwissens entwickelten sich die Höfe in Paris und Rom bzw. Avignon, aber auch in London und Neapel im 13. und 14. Jahrhundert zu regelrechten Wissens-Märkten, an denen Kreuzzugs-Experten ihre Expertise in soziales, ökonomisches oder symbolisches Kapital transformieren konnten.
Diese soziokulturelle Konfiguration konstituiert den historischen Hintergrund für mein Dissertationsvorhaben, die kommunikative Inszenierung derartiger "Kreuzzugs-Experten" an den höfischen Märkten des lateinischen Europas im späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts zu erforschen. Anhand der, in der Mediävistik bisher nur peripher beachteten und häufig zu Unrecht als Kreuzzugspropaganda deklassierten, Kreuzzugsgutachten bzw. Rückeroberungs- oder Kreuzzugstraktate möchte ich untersuchen, welcher Wissensbestände sich die Kreuzzugs-Experten bedienten, wie sie Wissenselemente aus verschiedenen Beständen auf dem Feld der Kreuzzüge rekonfigurierten und mit welchen literarischen, visuellen sowie distributiven Strategien sie versuchten, ihre Expertise auf den höfischen Märkten zu repräsentieren. Zur geschichtswissenschaftlichen Analyse dieses Fragenkomplexes werde ich sowohl qualitative Methoden aus der Wissenssoziologie, als auch quantitative Verfahren aus der sozialen Netzwerkforschung und Prosopographie einsetzen. Während mithilfe qualitativer Methodik die Konstruktion und Repräsentation von Expertise sowohl auf propositionaler, als auch auf sub-doxastischer Ebene nachvollzogen werden können, sollen quantitative Verfahren dazu dienen, die Distribution dieser Expertise an den höfischen Märkten sowie die innerhöfischen Karrierewege von Kreuzzugs-Experten zu erforschen.
Interessen- und Forschungsschwerpunkte
- Geschichte der Kreuzzüge im späten Mittelalter
- Wissenschaftstheorie der Geschichtswissenschaft
- Soziale Netzwerkanalyse
- Wissenschaftsgeschichte
- Geschichte der Kartographie
- Sozial- und Kulturgeschichte der Herrscherhöfe
- Geschichte der Universität und Geschichte der Orientwahrnehmung im späten Mittelalter