01/07/2014:
Leiharbeit ist keine nachhaltige Beschäftigungsform
Über den Nutzen und die Qualität von Leiharbeit wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Als den Unternehmen willkommenes Instrument der Flexibilisierung, des Lohndumpings und der Disziplinierung von Stammbelegschaften birgt Leiharbeit für die betroffenen ArbeitnehmerInnen hohe Arbeitsmarktrisiken, unter denen vergleichsweise schlechtere Entlohnung und ein fünfmal höheres Risiko arbeitslos zu werden nur die herausragenden Nachteile sind (siehe 27.02.2014). Von den Guter Arbeit zugeschriebene Qualitäten ist bei Leiharbeit kaum etwas zu finden.
Michael Schlese, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Fresenius, hat den Aspekt der Qualität von Leiharbeit aus der Perspektive der Erwerbstätigen ins Zentrum seiner empirischen Studie zu den Beschäftigungsbedingungen in der Leiharbeit gestellt. Auf der Basis einer Auswertung von Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2001 bis 2012 hat er u.a. die Güte von Leiharbeit anhand eines Konzepts von nachhaltiger Beschäftigung gemessen bzw. beurteilt.
Als nachhaltig gilt ihm dabei zunächst jegliche Beschäftigungsform, insofern sie die Betroffenen über einen längeren bzw. kalkulierbaren Zeitraum mit notwendigen objektiven Gütern (Einkommen und Arbeitsplatzsicherheit) wie auch subjektiven Gütern (Zufriedenheiten) versorgt. Bezogen auf die Leiharbeit versteht Schlese unter Nachhaltigkeit "die Chance durch LA (Leiharbeit; M.K.) eine unbefristete, angemessene Beschäftigung (innerhalb oder - vorzugsweise - außerhalb der LA) zu finden".
Indem Schlese nun die verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekte zu Merkmalskomplexen aufschlüsselt und den aus den Paneldaten entnommenen Beschäftigungsmerkmalen von Leiharbeit gegenüberstellt, gelangt er zu einer weitgehend negativen Beurteilung der Güte von Leiharbeit.
Eine nachhaltige Beschäftigungsform, so Schlese in seinem Fazit, stellt ein hinreichendes Einkommen sicher, erhält die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit, vermeidet Arbeitsplatzunsicherheit und erzwungene berufliche Wechsel, ermöglicht Partizipation in Bezug auf den Arbeitsplatz. Sie fördert die subjektive Wohlfahrt und sollte einen langfristig relevanten Beitrag zur Entwicklung des Arbeitsmarktes leisten. Gemessen daran kann Leiharbeit nicht als eine nachhaltige Beschäftigungsform bezeichnet werden.
Quelle:
Schlese, M. (2014): Wie nachhaltig wirkt die Leiharbeit für die Betroffenen? Eine empirische und repräsentative Untersuchung mit Hilfe des Sozioökonomischen Panels (SOEP) 2001 bis 2012. Arbeitspapier Nr. 301 der Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf.