03/02/2011: Lohnentwicklung 2000-2010: Dekade wachsender Ungleichheit bei der Einkommensverteilung
Der Leiter des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung (HBS), Dr. Reinhard Bispinck, hat einen neuen „Tarifpolitischen Jahresbericht“ vorgelegt, der eine 10-Jahresbilanz der Lohnentwicklung in Deutschland vornimmt. In einer Pressemitteilung der HBS heißt es dazu, die vergangene Dekade sei von einer wachsenden Ungleichheit bei der Einkommensverteilung charakterisiert gewesen, da die Löhne und Gehälter in Deutschland zwischen 2000 und 2010 weit hinter den Gewinn- und Kapitaleinkommen zurückgeblieben seien. Während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen zwischen 2000 und 2010 um nominal 45 Prozent zugelegt hätten, seien die Arbeitnehmerentgelte über das letzte Jahrzehnt lediglich um 16 Prozent gewachsen.
Die durchschnittlichen Bruttoverdienste pro Beschäftigtem seien im vergangenen Jahrzehnt real (nach Abzug der Inflation) sogar gesunken. 2010 hätten sie um vier Prozent niedriger gelegen als im Jahr 2000. Deutlich besser sei die Entwicklung dagegen bei den tariflichen Löhnen und Gehältern verlaufen. Am Ende des Jahrzehnts hätten sie real um knapp sieben Prozent höher gelegen als am Anfang. Allerdings sei auch das Wachstum der durchschnittlichen Tariflöhne hinter dem Anstieg von Produktivität und Preisen zurückgeblieben (siehe auch 08.09.2010).
Zu den Ursachen für die schwache Entwicklung der Bruttoeinkommen müsse neben schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch die Deregulierung am Arbeitsmarkt gezählt werden. Mit den Hartz-Reformen, die das Arbeitslosengeld II eingeführt und einen Boom bei der Leiharbeit ermöglicht hätten, sei der Druck auf die Verdienste erhöht worden und der Niedriglohnsektor in Deutschland gewachsen.
Quelle: HBS-Pressemitteilung vom 03.02.2011
Weiterlesen:
Bispinck, R. (2011): Tarifpolitischer Jahresbericht 2010: Beschäftigungssicherung und gedämpfte Lohnentwicklung, Düsseldorf.