06/01/2014:
Auch bei Unternehmern mit Angestellten gibt es Geringverdiener
Über die prekäre Einkommenssituation vieler Solo-Selbständiger hatte Spiegel Online unter Berufung auf eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bereits Anfang Dezember 2013 berichtet (siehe 06.12.2013). Gestern griff die Welt am Sonntag das Thema erneut auf und verwies dabei auf die Gruppe der Selbständigen, die Arbeitnehmer beschäftigen. Auch unter ihnen gibt es viele Geringverdiener.
Wie Welt.de dazu schreibt, gebe es 4,4 Millionen Selbständige in Deutschland. Gemessen an dem Verhältnis von Vorsteuergewinn und geleisteter Arbeitszeit hätte nach Berechnungen des DIW mit 1,1 Millionen im Jahr 2012 ein Viertel von ihnen einen Stundenlohn von weniger als 8,50 Euro erwirtschaftet.
In den meisten Fällen handele es sich um Ein-Mann-Unternehmer ohne Mitarbeiter. Unter diesen Solo-Selbstständigen kämen laut DIW 31 Prozent auf weniger als 8,50 Euro in der Stunde. Unter den schlecht verdienenden Unternehmern seien aber auch 330.000 Selbstständige, die (einen oder mehr) Arbeitnehmer beschäftigten. Hier liege der Anteil derjenigen, die rechnerisch zu einem Stundensatz von weniger als 8,50 Euro arbeiteten, bei 17 Prozent.
Eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes für die Welt am Sonntag sei zu teilweise noch drastischeren Ergebnissen als das DIW gekommen. Danach hätten sich 2012 von den Unternehmern, die höchstens einen Mitarbeiter hatten, sogar 34 Prozent mit weniger als 8,50 Euro Stundenlohn zufriedengeben müssen.
Nach Angaben von FAZ.net seien unter den geringverdienenden Selbständigen viele Friseure, Kioskbesitzer, Betreiber kleiner Läden, Anwälte und Kneipiers, aber auch freischaffende Künstler oder Dozenten. Nach Aussage des DIW-Arbeitsmarktforschers Karl Brenke lebe ein "großer Teil" der Selbständigen "von der Hand in den Mund". Das seien "in erheblichem Maße Kümmerexistenzen."
Quellen:
Weiterlesen:
Brenke, K. (2013): Allein tätige Selbständige: starkes Beschäftigungswachstum, oft nur geringe Einkommen. In: DIW Wochenbericht, 80 Jg., Nr. 7, S. 3-16.