07/03/2013:
Gewerkschaft NGG veröffentlich Schwarzbuch Werkverträge
Seit der Einführung einer Lohnuntergrenze in der Leiharbeit greifen immer mehr Unternehmen auf Werkvertragsarbeit als weiteres Billiglohnmodell zurück (siehe 19.06.2012). Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat jetzt eine Informationsbroschüre zur Werkvertragsbeschäftigung und ihrem Missbrauch veröffentlicht, in der auch Betroffene zu Wort kommen.
Wie die Gewerkschaft anlässlich der Vorstellung der Broschüre mitteilt, würden in den Betrieben der Ernährungsindustrie, dem viertgrößten Industriezweig in Deutschland, Prozesse und Aufgaben zunehmend ausgelagert, vor allem an Werkvertragsarbeitnehmer. Auf Schlachthöfen stellten Beschäftigte mit Werkverträgen bis zu 90 Prozent der Belegschaften. Auch in der Getränkeindustrie, der Milchwirtschaft, der Brot- und Backwarenindustrie sei die Beschäftigungsform weit verbreitet.
Wie Spiegel Online dazu berichtet, sei einer Umfrage der NGG Anfang 2012 zufolge jeder siebte Beschäftigte in der Ernährungsindustrie per Werkvertrag angestellt (vgl. 02.04.2012). Der durchschnittliche Stundenlohn dieser Werkvertragsarbeiter liege fast sechs Euro unter dem von Festangestellten und damit noch unter dem von Leiharbeitern.
Mit Werkverträgen können Unternehmen nicht nur die Löhne drücken, sondern auch den Schutz von Tarifverträgen und Betriebsräten unterlaufen. Wirksame Kontrollen seien mit den bestehenden Regelungen nicht möglich, und auch die Betriebsräte seien kaum in der Lage, den Missbrauch von Werkverträgen zu verhindern, so die NGG. Beschäftigte mit Werkverträgen seien daher die Tagelöhner der Moderne.
Quellen:
NGG-Pressemitteilung vom 07.03.2013
Spiegel Online vom 07.03.2013
Weiterlesen:
Gewerkschaft NGG (Hg.) (2013): Wenig Rechte. Wenig Lohn – Wie Unternehmen Werkverträge (aus)nutzen, Hamburg.