10/09/2012: Verdienststrukturerhebung 2010 zeigt längerfristigen Trend zur Ausbreitung von Niedriglöhnen
Nachdem bereits Ende Juli erste Ergebnisse aus der Verdienststrukturerhebung 2010 des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) bekannt geworden sind (siehe 26.07.2012), hat das Amt jetzt auf einer Pressekonferenz die Ergebnisse der „Erhebung der Struktur der Arbeitsverdienste 2010“ vorgestellt.
Laut einer diesbezüglichen Pressemitteilung des Bundesamtes sei der Anteil der Beschäftigten mit Niedriglohn in den vergangenen vier Jahren seit der letzten Verdienststrukturerhebung weiter gestiegen. Während ihr Anteil 2006 noch bei 18,7 Prozent gelegen habe, hätten im Jahr 2010 bereits 20,6 Prozent aller Beschäftigten in Betrieben mit zehn und mehr Beschäftigten für einen Niedriglohn unterhalb der Grenze von 10,36 Euro Bruttostundenverdienst gearbeitet. Damit setze sich nach Aussage des Präsidenten des Statistischen Bundesamtes, Roderich Engeler ein „längerfristiger Trend“ fort.
Die meisten Beschäftigten, die 2010 einen Niedriglohn erhielten, seien atypisch beschäftigt gewesen als Teilzeitbeschäftigte (mit bis zu 20 Wochenarbeitsstunden), befristet Beschäftigte, als Leiharbeiter sowie in Minijobs. Von allen atypisch Beschäftigten habe 2010 fast jeder zweite nur einen Verdienst unter der Niedriglohngrenze erzielt. Bei Beschäftigten in Normalarbeitsverhältnissen (unbefristete Beschäftigung mit über 20 Wochenarbeitsstunden, ohne Leiharbeit) habe der Anteil bei 10,8 Prozent gelegen.
Die Erhebung der Struktur der Arbeitsverdienste (Verdienststrukturerhebung) wird alle vier Jahre von den statistischen Ämtern durchgeführt. Für 2010 sind die Angaben von 1,9 Millionen abhängig Beschäftigten in Betrieben mit zehn und mehr Beschäftigten des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs ausgewertet worden. Da weder die Verdienste von Beschäftigten in Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern noch die Verdienste von Beschäftigten aus den Wirtschaftsabschnitten Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei in die Analyse einbezogen worden sind, kann davon ausgegangen werden, dass der Niedriglohnsektor nicht in seinem ganzen Ausmaß erfasst worden ist.
Quelle: Pressemitteilung Nr. 308 des Statist. Bundesamtes vom 10.09.2012
Weiterlesen: Statist. Bundesamt (Hg.) (2012): Niedriglohn und Beschäftigung 2010. Begleitmaterial zur Pressekonferenz am 10. September 2012 in Berlin, Wiesbaden.