11/03/2013:
Staat muss Callcenter-Beschäftigte mit Millionen unterstützen
Bei mehr als 1,3 Millionen Beschäftigten war 2011 das Einkommen so gering, dass sie ihr Gehalt durch Hartz IV-Leistungen aufstocken lassen mussten. Diese Subventionierung des Niedriglohnsektors lässt sich der Staat jährlich mehrere Milliarden Euro kosten (siehe 16.11.2012).
Ein Großteil des Geldes fließt in die Unterstützung gering verdienender Leiharbeiter/innen. 2011 entfielen knapp 16 Prozent der gesamten aufgewendeten aufstockenden Hartz IV-Leistungen auf die Leiharbeitsbranche. Deren Beschäftigte wurden so mit insgesamt 307,6 Millionen Euro aufstockenden Hartz IV-Leistungen unterstützt (siehe 27.02.2013). Nicht viel besser ist die Situation in der Callcenter-Branche. Auch hier trägt der Staat nach einem Bericht von Spiegel Online mit Millionenbeträgen zur Existenzsicherung der Beschäftigten bei.
Wie Spiegel Online schreibt, habe die Bundesregierung 2011 den Lohn von Mitarbeitern der Branche mit 32,7 Millionen Euro Hartz IV-Leistungen aufgestockt. Dies gehe aus einer Antwort des Arbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag hervor. Zwar arbeiteten in Callcentern viele in Teilzeit oder als Minijobber. Aber selbst Vollzeitbeschäftigte hätten den Angaben zufolge durchschnittlich 461 Euro pro Monat erhalten, weil sie sonst unter das Hartz-IV-Niveau gefallen wären.
Die Zahlen seien kaum überraschend, wenn man sich den Anteil der Callcenter-Beschäftigten anschaue, die ein Entgelt unterhalb der offiziellen Niedriglohnschwelle von 10,36 Euro brutto in der Stunde bezögen. Im Jahr 2010 - aktuellere Daten lägen nicht vor – seien es mehr als 68 Prozent gewesen. Der Niedriglohnanteil in Callcentern sei damit dreimal so hoch gewesen wie in der Gesamtwirtschaft.
Quelle: Spiegel Online vom 11.03.2013
Weiterlesen:
Mindestlohn und Tarifverträge in der Callcenter-Branche und die Rolle der Politik. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Jutta Krellmann, Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. BT-Drucksache 17/12606 (03/2013).