12/05/2014:
Erwerbsarmut: Warum Selbstständige zu Aufstockern werden
Viele Kleinunternehmer (Solo-Selbstständige und Selbstständige mit einem oder auch mehr Mitarbeitern) befinden sich in einer prekären Einkommenssituation (siehe 06.01.2014). Sie erzielen so geringe Gewinne, dass es kaum zum Leben reicht. Mittlerweile beziehen schon mehr als 120.000 dieser freiberuflichen Niedriglöhner aufstockende Hartz IV-Leistungen. Das Bonner Institut für Mittelstandsforschung hat nach 2011 (siehe 14.10.2011) nun erneut Ursachenforschung betrieben und die Erwerbsarmut Selbstständiger in einer weiteren Studie beleuchtet.
Wie das IfM dazu in einer Pressemitteilung bekannt gab, nähmen rund 3 Prozent der Selbstständigen staatliche Leistungen auf der Basis des SGB II in Anspruch. Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) hätten im Jahr 2013 126.985 Selbstständige (2007: 72.171 Personen) zu diesen sogenannten "Aufstockern" gezählt, wobei ihr durchschnittlicher Stundenverdienst nach eigenen Berechnungen bei 6,70 Euro netto gelegen habe.
Zu den Ursachen für diese Entwicklung stellte das IfM fest, dass 31 Prozent der Leistungsbezieher nur auf eine wöchentliche Arbeitszeit von maximal 10 Stunden kämen. Unter den Aufstockern gebe es zahlreiche Hauptverdiener, die zugleich Kinder betreuten oder gesundheitlich erheblich eingeschränkt seien.
Auffällig viele der auf Leistungen aus der Grundsicherung angewiesenen Selbstständigen seien in Wirtschaftsbereichen zu finden, die besonders vom Strukturwandel betroffen seien. Hierzu zählten sowohl der distributive Sektor als auch Kunst und Kultur, Erziehung, Unterricht, Pflege und Betreuung. Auch Ausgliederungen in der Privatwirtschaft, mit denen Risiken auf schwächere Schultern verlagert würden, führten zu unsicheren und niedrigeren Einkommen. Dies sei beispielsweise bei den kleinen Selbstständigen im Medienbereich und im Logistiksektor der Fall.
Wie die Auswertungen weiter ergeben hätten, würden Selbstständige erst nach gut drei bis fünf Jahren selbstständiger Tätigkeit staatliche Unterstützung beantragen. Dies spreche dafür, dass ihnen bei ihrem Start zunächst ausreichend finanzielle Reserven zur Verfügung stünden, die jedoch mit der Zeit aufgebraucht würden.
Quelle: IfM-Pressemitteilung vom 12.05.2014
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