16/09/2013:
Erstmals Haustarifvertrag für Werkvertragsarbeiter

Erstmals in Deutschland hat eine Gewerkschaft mit einem Unternehmen einen Haustarifvertrag abgeschlossen, der explizit für Werkvertragsbeschäftigte gilt. Geregelt wird darin der Umgang mit Beschäftigten von Werkvertragsunternehmen, die länger als einen Monat auf der Meyer-Werft in Papenburg im Einsatz sind. Es ist ein erster Ansatz, die nicht nur im Schiffbau, sondern auch in anderen Branchen wie der Fleischindustrie oder der Metall- und Elektroindustrie verbreitete Ausbeutung und den Missbrauch von zumeist osteuropäischen Billigkräften einzudämmen und den Einsatz von Werkvertragsarbeitern tarifvertraglich zu regulieren.

Wie Sueddeutsche.de dazu berichtet, hätten der IG Metall Bezirk „Küste“ und die Meyer-Werft in Papenburg einen Haustarifvertrag für Werkvertragsarbeiter ausgehandelt, in dem soziale Mindeststandards festgeschrieben worden seien. Unter anderem sei ein Mindestlohn von 8,50 Euro vereinbart worden. Darüber hinaus regele der Vertrag, dass Werkvertragsarbeiter nur maximal zehn Stunden am Tag und 60 Stunden pro Woche eingesetzt werden dürften. Damit solle verhindert werden, dass Arbeiter zwei Schichten nacheinander leisteten.

Des Weiteren seien auch die Informations- und Kontrollrechte des Betriebsrats etwa bei der Arbeitssicherheit und dem Gesundheitsschutz der Werkvertragsarbeiter gestärkt worden. Zudem schaffe der Vertrag mehr Klarheit über den Einsatz osteuropäischer Arbeiter. Bisher hätten häufig weder Betriebsrat noch Firmenleitung genau gewusst, wie viele Arbeiter welches Dienstleisters gerade auf der Werft gewesen seien und was genau sie getan hätten.

Die Arbeitsbedingungen von Werkvertragsarbeitern auf der Meyer-Werft waren nach dem Tod zweier rumänischer Arbeiter zum Gegenstand öffentlicher Diskussion geworden. Berichte über Massenunterkünfte, Dumpinglöhne von 3,50 Euro und ausufernde Arbeitszeiten hatten nicht nur die Werft, sondern auch die Landespolitik unter Druck gesetzt. Denn, so Sueddeutsche.de, die Einigung auf den Haustarifvertrag sei auch auf Druck der rot-grünen Landesregierung in Niedersachsen zustande gekommen. Diese hat gerade erst eine Bundesratsinitiative gegen den Missbrauch von Werkverträgen auf den Weg gebracht (siehe 27.08.2013).

Quelle: Sueddeutsche.de vom 16.09.2013