19/06/2012: Starkes Wachstum bei Werk- und Dienstverträgen seit 2002
Wie die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf eine Schätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) meldet, seien im Jahr 2011 mehr als 600.000 Menschen als freie Mitarbeiter über Werk- und Dienstverträge beschäftigt gewesen. Damit hätte sich die Zahl der Werk- und Dienstverträge seit 2002 nahezu verdoppelt. Der Anteil der Betriebe, die freie Mitarbeiter einsetzten, sei in diesem Zeitraum von vier auf mehr als sieben Prozent oder 150.000 gestiegen.
Wie viele Arbeitnehmer bundesweit bei einem Unternehmen beschäftigt sind, das Werkverträge ausführt, sei nicht bekannt, da die Bundesagentur für Arbeit (BA) keine Statistik darüber führe. Die auf der Basis von Betriebsbefragungen ermittelten Zahlen halte das IAB zudem nicht für vollständig, da die befragten Betriebe nicht wissen könnten, wie viele Beschäftigte ein beauftragtes Werkunternehmen einsetze.
Umfragen der Gewerkschaften Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) (siehe 02.04.2012) und der IG Metall deuteten ebenfalls darauf hin, dass der Einsatz von Werkverträgen zunehme. So habe sich etwa die IG Metall bei knapp 5000 Betriebsräten erkundigt. Jeder dritte habe angegeben, dass in seinem Unternehmen Werkverträge üblich seien.
Werkvertragsbeschäftigung stellt mit wenigen Ausnahmen (siehe 27.04.2012) ein noch wenig erforschtes Terrain im Feld der atypischen Beschäftigungsformen dar. Ein Grund dafür dürfte in der schlechten Datenlage liegen. So gibt es z.B. keine Berichtspflicht für Unternehmen, die noch dazu die Ausgaben für Werkverträge in der Regel als Sach- und nicht als Personalkosten verbuchen.
Quelle: Süddeutsche.de vom 19.06.2012
Weiterlesen: DGB Bundesvorstand (Hg.) (2012): Werkverträge – Missbrauch stoppen. arbeitsmarkt aktuell, Nr. 05, Juni, Berlin.