20/04/2011: Niedriglöhner lassen Quote der Arbeitsarmut steigen
Laut einer Pressemitteilung der Hans Böckler Stiftung (HBS) gehe aus einer Untersuchung der Sozialforscher Prof. Dr. Henning Lohmann von der Universität Bielefeld und Prof. Dr. Hans-Jürgen Andreß von der Universität zu Köln hervor, dass der Anteil der Working Poor an den Erwerbstätigen in Deutschland bislang mit rund sieben Prozent in etwa im europäischen Durchschnitt liege. Mit dem beobachtbaren steigenden Anteil an Beschäftigten mit Niedriglöhnen werde die Zahl der arbeitenden Armen in Zukunft jedoch zunehmen, weil Geringverdiener immer öfter Haupt- statt Nebenverdiener seien.
Die Forscher hätten auf Basis der die neuesten vorliegenden Daten der europäischen Statistik zu Einkommens- und Lebensbedingungen (EU-SILC) die Armutsquoten von Personen im erwerbsfähigen Alter betrachtet, die im zurückliegenden Jahr wenigstens sechs Monate gearbeitet hatten. Dabei hätten sich in den untersuchten europäischen Ländern (EU-27 plus Norwegen und Island) für 2008 Working-Poor-Quoten zwischen 3,9 und 16,9 Prozent ergeben.
Darüber hinaus hätten die Wissenschaftler den Prozess der Einkommensverteilung rechnerisch zerlegt, um zeigen zu können, in welchem Maße unterschiedliche Faktoren für die Armut von Beschäftigten verantwortlich seien. Für Deutschland habe sich ergeben, dass die Armutsquote durch die Zusammensetzung der Haushalte gedämpft werde. Weil viele, oft weibliche Geringverdiener mit besser verdienenden Partnern zusammenlebten, führten niedrige Verdienste nicht zwangsläufig zu Armut. Allerdings sei in Zukunft für Deutschland aufgrund sich ändernder Haushaltskonstellationen (z.B. seien Geringverdiener immer öfter Alleinverdiener) eine Zunahme der Armut trotz Arbeit zu erwarten.
Quelle: Pressemitteilung der Hans Böckler Stiftung vom 20.04.2011
Weiterlesen:
Lohmann, H./ Andreß, H.-J. (2011): Autonomie oder Armut? Zur Sicherung gleicher Chancen materieller Wohlfahrt durch Erwerbsarbeit. In: WSI Mitteilungen, 64. Jg., Heft 4, S. 178-187.
Armut: Häufiger nur Niedriglohn für Hauptverdiener. In: Böckler impuls 7/2011.