Martyrdom in Late Antiquity (300–450 AD) History and Discourse, Tradition and Religious Identity (22. bis 24. Februar 2011)
Das Märtyrergedenken war ein zentrales Element im Leben der antiken christlichen Gemeinden im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. Die Verfolgung unter Diokletian zu Beginn des 4. Jahrhunderts und später innerchristliche Konflikte führten zu einer erheblichen Zahl von Märtyrern, Martyriumsberichten und Märtyrerkulten. Im Kontext dieser Kulte entstand eine Reihe neuer Texte: Kalender, Martyrologien, Passionen und Predigten. In der Vergangenheit hat man diese Texte vor allem als historische Quellen über den Märtyrer und seinen Kult in den Blick genommen (so etwa die Bollandisten). In jüngerer Zeit werden sie aber auch als eigenständige Texte untersucht: Welche kommunikativen Ziele verfolgen der oder die Autor(en)? Wie tragen sie zur Konstitution und Entwicklung der religiösen Identität der Leser und Hörer bei, etwa indem sie den Märtyrer als Leitbild oder Identifikationsfigur darstellen? Weiterhin haben die performativen, protreptischen und ästhetischen Dimensionen dieser Texte verstärkte Aufmerksamkeit erfahren. Ohne ihren historischen Quellenwert zu vernachlässigen, wird sich das Göttinger Symposium vorwiegend den zuletzt genannten Zugängen widmen. Anhand einer Reihe von Einzelstudien soll das martyrologische und hagiographische Diskurs der Spätantike näher beleuchtet werden und der Frage nachgegangen werden, warum die Märtyrer gerade nach dem Ende der Verfolgung solche Prominenz genossen.
Der Workshop wurde initiiert von Fellow Prof. Dr. Johan Leemans (Professor für antikes Christentum an der Katholischen Universität Leuven; Fellow Lichtenberg-Kolleg 2010/11) und dem Göttinger Assoziierten Prof. Dr. Peter Gemeinhardt (Professor für Kirchengeschichte an der Universität Göttingen, Assoziierter Lichtenberg-Kolleg 2010/11).