Die Verortung von Mythen und Ritualen in Hattusa (23. Mai 2011)
Der Workshop widmet sich der Verortung von Mythen und Ritualen, die für das hethitische Herrscherhaus von besonderer Bedeutung waren (z.B. Rituale anlässlich der Gründung und Errichtung von Tempeln und Palastgebäuden). Beide Textgattungen wurden in der hethitischen Hauptstadt Hattusa gefunden, wo sie in den Archivräumen der Königsburg und des großen Tempels sowie im sog. Haus am Hang aufbewahrt waren. Die lange Überlieferungszeit der zentralanatolisch-hattischen Mythen – die im Verlauf von Fest- und Anrufungsritualen rezitiert wurden – und der Baurituale zeugt von der außerordentlichen Relevanz dieser Themenkreise für das Königshaus.
Bei der Frage nach der Funktion der Mythen und Rituale sowie ihrem Sitz im Leben wird den Fundorten besondere Beachtung geschenkt. Die Betrachtung der dort gelagerten Texte und ihrer Eigenheiten soll dazu beitragen, die Funktion der Räume näher zu beleuchten und unsere Kenntnisse über die Organisation der hethitischen Wissensbestände und die Arbeitsweise der Schreiber zu erweitern.
Der Workshop wird initiiert von Fellow Daliah Bawanypeck (Goethe-Universität Frankfurt/Main, Fellow Lichtenberg-Kolleg 2010/11), die dem Collegium mythologicum der Georg-August-Universität Göttingen angehört. Er ermöglicht den intensiven inhaltlichen Austausch mit dem Projekt Royal Rites in Context („Rituale für den König: Text- und Traditionsgeschichte im Lichte der hethitischen Herrschaftsideologie“) der Universitäten Mainz und Florenz.