23/09/2011: Dienstleistungsjobs sind schlecht bezahlt – dank Regulierungsdefiziten
Im Dienstleistungssektor spielen atypische und insbesondere gering bezahlte Beschäftigungsverhältnisse eine erheblich größere Rolle als im industriellen Sektor. Nach Erkenntnissen von Gerhard Bosch und Claudia Weinkopf vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) sei jedoch der große Lohnabstand zwischen Industrie- und Dienstleistungsbeschäftigten ein ausschließlich deutsches Phänomen, das berichtet die Zeitung Neues Deutschland. Während der Lohnabstand hierzulande im Schnitt 6,60 Euro betrage, mache er in Frankreich nur 60 Cent aus. Die Qualitätsunterschiede zwischen Industrie und Dienstleistung seien laut IAQ vor allem das Resultat von Regulierungsdefiziten: dem Fehlen eines gesetzlichen Mindestlohns, von allgemeinverbindlich erklärten Tarifverträge oder von wirksamen Equal-Pay-Regelungen für Leiharbeiter. Schlecht bezahlte und prekäre Arbeitsverhältnisse seien aber auch eine Folge unterfinanzierter öffentlicher Haushalte und Sozialversicherungen. Dies gelte zum Beispiel für das Bildungs- oder das Gesundheitswesen.
Quelle: Neues Deutschland vom 23.09.2011
Weiterlesen: Bosch, G./ Weinkopf, C. (2011): Arbeitsverhältnisse im Dienstleistungssektor. In: WSI-Mitteilungen, 64. Jg., Heft 9, S. 439-449.