12/09/2011: Zu geringer Schutz vor Altersarmut für atypisch Beschäftigte
Eine bei der Friedrich-Ebert-Stiftung erschienene Untersuchung zur Ausgestaltung der staatlichen Alterssicherung für atypisch Beschäftigte im europäischen Ländervergleich kommt zu dem Ergebnis, dass das deutsche System der staatlichen Altersvorsorge nur unzureichend auf atypische Beschäftigungsverhältnisse und weitere Flexibilisierungstendenzen eingestellt sei.
Wie die Autorin Karin Schulze Buschoff schreibt, habe der strukturelle Wandel der Arbeitsmärkte in der Mehrzahl der europäischen Länder zu einem Anstieg der sogenannten atypischen (vom Normalarbeitsverhältnis abweichenden) Arbeitsverhältnisse geführt. Mit den damit verbundenen Anforderungen an Flexibilisierung und Individualisierung der Erwerbsverläufe gingen die sozialen Sicherungssysteme der EU-Mitgliedstaaten jedoch unterschiedlich um. Für Deutschland sei dabei zu konstatieren, dass die auf EU-Ebene verfolgte Flexicurity-Strategie relativ wenig Anwendung finde. Gerade das deutsche System der staatlichen Altersvorsorge biete atypisch Beschäftigten aber aufgrund der starken Lohnzentrierung und der Orientierung am Äquivalenzprinzip nur unzureichenden Schutz. Ein weiteres Problem stellten Sicherungslücken dar, die derzeit vor allem bei Soloselbstständigen und bei geringfügig Beschäftigten bestünden. Eine der größten Herausforderungen für die deutsche Rentenversicherung bestehe entsprechend in der Ausweitung der Pflichtversicherung auf alle Erwerbstätigen.
Insgesamt hält die Autorin beitragsbezogene Sicherungssysteme mit Geringfügigkeitsgrenzen allerdings für wenig geeignet, die mit der atypischen Beschäftigung verbundenen spezifischen Risiken (unstete und häufig niedrige Einkommen) abzufedern. Alternativ beziehungsweise ergänzend dazu sollten ihrer Ansicht nach Grundsicherungsmodelle weiterentwickelt werden.
Weiterlesen: Schulze Buschoff, K. (2011): Atypisch beschäftigt = typisch arm im Alter? Die Flexibilisierung der Arbeitsmärkte und der staatliche Schutz vor Altersarmut – ein europäischer Vergleich, Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin.