28/09/2012: Expertise fordert Neuordnung auf dem Arbeitsmarkt
In einer im Auftrag der IG Metall erstellten Expertise hat Prof. Dr. Gerhard Bosch vom Institut für Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen die arbeitsmarktpolitische Deregulierungsstrategie kritisiert und eine Neuordnung des Arbeitsmarktes gefordert. Wie es in der Expertise heißt, seien die mit einem Niedriglohnsektor verbundenen positiven Erwartungen nicht eingetreten. Weder hätten sich die Beschäftigungschancen gering Qualifizierter verbessert noch sei prekäre Arbeit zum Sprungbrett in reguläre Beschäftigung geworden.
In einer Pressemitteilung der IG Metall anlässlich der Vorstellung von Ergebnissen der Betriebsrätebefragung der IG Metall vom September 2012 sieht die Gewerkschaft ihre Kritik an der Deregulierung des Arbeitsmarktes durch die Expertise bestätigt. Zudem habe die Studie die hohen sozialen Kosten der Zunahme prekärer Beschäftigung für die Steuer- und Beitragszahler aufgezeigt. Erwerbseinkommen müssten zunehmend durch Arbeitslosengeld II (Hartz IV) aufgestockt werden, was den Steuerzahler 2010 11,5 Milliarden Euro gekostet und gravierende Auswirkungen auf die Alterssicherung gehabt habe.
Für die Re-Regulierung des Arbeitsmarktes hält Bosch ein Maßnahmebündel erforderlich, das sich unter anderem zusammensetzt aus einer Qualifizierungsoffensive, der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns, einer Neugestaltung von Leiharbeit und Minijobs sowie einer Stabilisierung des Tarifsystems.
Quelle: Pressemitteilung Nr. 56/2012 der IG Metall vom 28.09.2012
Weiterlesen: Bosch, G. (2012): Prekäre Beschäftigung und Neuordnung am Arbeitsmarkt: Expertise im Auftrag der Industriegewerkschaft Metall (Sept. 2012), Duisburg.