30/04/2012: IZA-Papier liefert Nachweis: Leiharbeit verdrängt reguläre Jobs
Der Boom bei der Leiharbeit (siehe 20.01.2012) mag Unternehmen helfen, Kosten zu senken. Für die Beschäftigten überwiegen jedoch, milde gesagt, die Nachteile. So verdienen Leiharbeiter/innen nicht nur bis zur Hälfte weniger (siehe 26.03.2012), auch gelingt nur sehr wenigen von ihnen der Aufstieg in eine reguläre Beschäftigung (siehe 18.03.2012). Zudem sind immer wieder Vorwürfe laut geworden, dass Leiharbeit von den Unternehmen dazu genutzt werde, reguläre Beschäftigung zu ersetzen. Diesen Substitutionseffekt von Leiharbeit haben zwei Wissenschaftler jetzt mit Hilfe einer Modellrechnung für den deutschen Arbeitsmarkt nachweisen können.
In einem Beitrag für die Reihe IZA Discussion Paper, die vom Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) herausgegeben wird, haben die Ökonomen Elke Jahn und Enzo Weber für ihre ökonometrische Analyse auf Statistiken der Bundesagentur für Arbeit sowie auf Daten aus der Arbeitskräfteerhebung des Statistischen Bundesamtes zurückgegriffen. Unter Verwendung eines SVAR-Modellansatzes haben sie anhand der monatlichen Zeitreihen Interdependenzen zwischen der Entwicklung regulärer Beschäftigung und der Entwicklung der Leiharbeit errechnen bzw. nachweisen können, die eine eindeutige Schlussfolgerung zuließen:
Die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts führt zu Beschäftigungsaufbau. Allerdings hat die Deregulierung auch ihren Preis: Reguläre Beschäftigungsverhältnisse werden in erheblichem Maße durch Leiharbeitsjobs ersetzt (im Original: „enhancing labour market flexibility creates jobs (…). Yet deregulation comes at a price: Regular jobs are substantially substituted by temporary jobs.”).
Weiterlesen: Jahn, E.J./ Weber, E. (2012): Identifying the Substitution Effect of Temporary Agency Employment, IZA Discussion Paper, No. 6471, April 2012.