30/12/2011: Arbeitslosenstatistik verschleiert Ausmaß der Arbeitslosigkeit Älterer
Vor gut einem Jahr hatte die Süddeutsche Zeitung gemeldet, dass die Arbeitslosigkeit unter Arbeitnehmern zwischen 60 und 64 Jahren seit Oktober 2007 stark gestiegen sei (siehe 17.11.2010). Seither ist viel von einer verbesserten Beschäftigungssituation Älterer die Rede. Verlässliche Zahlen zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit unter den Über 60-Jährigen gibt es allerdings nicht, da die Arbeitslosenstatistik geschönt wurde.
Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung würden mehr als 100.000 Erwerbslose über 58 Jahre nicht in der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) auftauchen. In einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen habe das Bundesarbeitsministerium eingeräumt, dass diese Erwerbslosen zwar bei der BA registriert seien, jedoch nicht in der Arbeitslosenstatistik mitgezählt würden. Die knapp 105.000 Arbeitslosen tauchten lediglich in der sogenannten "Unterbeschäftigtenstatistik" der BA auf, in der alle offiziell bekannten Erwerbslosen addiert würden. Würde man diese Gruppe in die Arbeitslosenstatistik einrechnen, erhöhte sich die Arbeitslosenrate der Älteren erheblich. Dann ergäbe sich eine Arbeitslosenquote der 55- bis 64-Jährigen von 9,7 und nicht von 8,0 Prozent.
Möglich geworden sei die Verschleierung durch eine Sonderregelung, die die damalige Große Koalition im Jahr 2008 eingeführt habe: Wer mindestens 58 Jahre alt sei und wenigstens zwölf Monate Arbeitslosengeld II (Hartz IV) beziehe, ohne ein Jobangebot bekommen zu haben, gelte nicht als arbeitslos.
Quellen: sueddeutsche.de vom 30.12.2011
sueddeutsche.de vom 13.11.2010