30/11/2011: Fortgesetzte einseitige Verteilungsentwicklung zulasten der Beschäftigten
Der anhaltende Trend der Umverteilung gesellschaftlichen Reichtums, der steigenden Einkommensungleichheit und der sozialen Polarisierung ist bereits mehrfach von unterschiedlicher Seite nachgewiesen worden (siehe z.B. 23.11.2011, 31.10.2011, 11.10.2011, 02.08.2011 und 03.01.2011). Auch der soeben erschienene WSI-Verteilungsbericht 2011 des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung zeichnet ein Bild sich fortsetzender gesellschaftlicher Spaltung.
Wie aus einer Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) hervorgeht, zeige der Bericht, dass sich die langjährige einseitige Verteilungsentwicklung in Deutschland fortgesetzt habe. So sei der Anteil der Gewinn- und Kapitaleinkommen am Volkseinkommen im ersten Halbjahr 2011 wieder deutlich gestiegen, während die Lohnquote zurückgegangen sei.
Ein Blick auf die Entwicklung der Netto-Lohnquote zeige, wie das Kaufkraftpotenzial der Arbeitseinkommen langfristig schrumpfe. Habe die Lohnquote netto (nach Abzug von Steuern und Abgaben) zwischen 1960 und dem Ende der 1980er Jahre noch ein Niveau von über 50 Prozent gehalten, so schwanke sie seit 2005 zwischen gut 42 und knapp 44 Prozent. Im Jahr 2010 habe die Nettolohnquote bei 43,7 Prozent, im ersten Halbjahr 2011 nur noch bei 42,0 Prozent gelegen.
Die Nettogewinnquote dagegen sei im ersten Halbjahr 2011 auf 33 Prozent gestiegen, womit sie fast wieder den historischen Höchststand von 33,6 Prozent vor der Finanzkrise 2008 erreicht habe. Der langfristige Trend bleibe daher ungebrochen: "Die Lohneinkommen verlieren an Gewicht gegenüber den Gewinn- und Kapitaleinkommen, die überwiegend einer relativ kleinen Bevölkerungsgruppe zufließen.“
Quelle: HBS-Pressemitteilung vom 30.11.2011
Weiterlesen: Schäfer, C. (2011): „No Representation without Taxation“ – WSI-Verteilungsbericht 2011. In: WSI Mitteilungen, 64. Jg., H. 12, S. 677-686.