05/07/2012: Pflegepersonal droht zunehmend Leiharbeit zu Niedriglöhnen
Nachdem erst kürzlich darüber berichtet wurde, dass immer mehr pädagogische Fachkräfte nur noch als Leiharbeiter zu Niedriglöhnen eingestellt werden (siehe 12.06.2012), ist nun bekannt geworden, dass auch die Leiharbeit in Pflegeberufen dramatisch zugenommen hat. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung sei die Zahl der Leiharbeiter in Altenheimen und Krankenhäusern in den vergangenen sechs Jahren um 400 Prozent gestiegen. Knapp zwei Drittel der Leiharbeiter bezögen nur noch ein Gehalt unterhalb der Niedriglohnschwelle.
Die Zeitung beruft sich auf ihr vorliegende Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA), die einer Antwort der Behörde auf eine Anfrage der linken Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmerman entstammten. Danach habe es im Jahr 2011 bereits 16.350 Leiharbeitsbeschäftigte in der Gesundheits- und Pflegebranche gegeben. Ihr durchschnittlicher Verdienst habe mit etwa 1.600 Euro brutto im Monat deutlich unter dem Durchschnittsverdienst im Gesundheits- und Sozialwesen gelegen, der Ende 2010 bei 2.456 Euro brutto im Monat gelegen habe.
Nach Ansicht der BA sei Leiharbeit in der Pflege angesichts von knapp 2,8 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Gesundheitsbereich "bislang qualitativ eher gering ausgeprägt", doch sei zu erwarten, dass die Leiharbeit in der Pflege weiter wachse. Damit rechne auch das Gelsenkirchener Institut für Arbeit und Technik (IAT). Vor allem weil es an Geld für neue Planstellen fehle, würden Krankenhäuser und Altenheime immer häufiger Leiharbeiter bevorzugen. Nach den Erkenntnissen des Instituts würden Kliniken und Altenheime auf Leiharbeit aber auch zurückgreifen, um Kosten sparen.
Quelle: Süddeutsche.de vom 05.07.2012
Weiterlesen:
Klöpper, A. (2011): Verbreitung, Einsatzformen und Gestaltungsmöglichkeiten von Leiharbeit in der stationären Pflege – Bericht zum Forschungsprojekt der Arbeitnehmerkammer Bremen, Oktober 2011, Bremen.
Bräutigam, C./ Dahlbeck, E. u.a. (2010): Flexibilisierung und Leiharbeit in der Pflege, Arbeitspapier 215 der Hans-Böckler-Stiftung, Juni 2010, Düsseldorf.