11/04/2014:
Neue Studie bestätigt: Leiharbeit ist Sackgasse statt Sprungbrett
Leiharbeiter zählen zu dem am meisten benachteiligten Gruppen am Arbeitsmarkt. Sie werden schlechter entlohnt und sind schneller wieder vom Entleihbetrieb abgezogen, als ihnen lieb sein kann. Für knapp die Hälfte der Leiharbeiter endet ihr Einsatz beim ausleihenden Unternehmen bereits nach weniger als drei Monaten. Und das Risiko, arbeitslos zu werden, ist in der Arbeitnehmerüberlassung fünf Mal so hoch wie im Schnitt aller anderen Branchen (siehe 27.02.2014).
Trotz allem hält sich hartnäckig die Mär, dass Leiharbeit als Sprungbrett fungiere und gute Chancen auf eine Festanstellung eröffne - ein Zweckoptimismus, der empirisch regelmäßig widerlegt wird. Selbst das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das politisch nicht opportune Arbeitsmarktprobleme gerne mal beschönigend darstellt, konnte schon 2010 nicht umhin festzustellen, dass Leiharbeit nicht die erhoffte Brücke, sondern allenfalls einen schmalen Steg in reguläre Beschäftigung darstellt (siehe 29.06.2010). Daran hat sich bis heute nichts geändert: Einer Meldung von FR-online zufolge kommt eine aktuelle Regionalstudie des IAB für Hessen zu weitgehend ähnlichen Ergebnissen.
Nach Angaben des Online-Portals der Frankfurter Rundschau käme eine Studie des IAB Hessen zur Arbeitnehmerüberlassung in Hessen zu dem Ergebnis, dass Leiharbeit kein Sprungbrett in reguläre Beschäftigung sei. Die Autoren der Studie hätten die Berufsbiografien von Menschen verglichen, die sich arbeitslos gemeldet und im ersten Jahr nach ihrer Meldung bei einer Leiharbeitsfirma angefangen hätten oder eben nicht. Für die Gruppe der Leiharbeiter hätte "keine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Aufnahme einer regulären Beschäftigung" festgestellt werden können. Leiharbeit sei also weder eine Brücke in reguläre Jobs noch gebe es einen Klebeeffekt.
Der einzig feststellbare Klebeeffekt sei der von Leiharbeitern in der Leiharbeit. Laut Studie hätten Personen jener Gruppe, die nach Eintritt ihrer Arbeitslosigkeit in die Leiharbeit gegangen seien, in den folgenden fünf Jahren mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Job als Personen aus der Vergleichsgruppe - allerdings nur im Bereich der Leiharbeit. Das bedeute: Wer in Leiharbeit eintrete, habe eine höhere Wahrscheinlichkeit, in der Leiharbeit zu bleiben.
Quelle: FR-online vom 11.04.2014
Weiterlesen:
Burkert, C./ Garloff, A./ Lepper, T. (2014): Arbeitnehmerüberlassung in Hessen: Sprungbrett in reguläre Beschäftigung, Vermeidung von Arbeitslosigkeit oder gefangen in der Leiharbeitsfalle? IAB-Regional: Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Hessen, 01/2014, Nürnberg.