Die Tradition des Academischen Museums



Viele der heute an über 30 Standorten auf dem Campus verteilten Sammlungen haben ihre Wurzeln im Königlich Academischen Museum und bergen zum Teil noch zahlreiche Objekte aus der Frühzeit unserer Universität.

Besemann-Ansicht Academisches Museum
Ansicht des Academischen Museums von Besemann

Im Jahr 1773, rund vierzig Jahre nach Gründung der Georgia Augusta, wurde das Königlich Academische Museum als zentrale Einrichtung der Universität eröffnet. Es war - wie die gesamte Universität - aufklärerischen Idealen verpflichtet: Parallel zum Aufbau einer zentralen Bibliothek - und zunächst auch unter ihrem Dach - legte man eine Sammlung von "Naturalien" und "Artificialien" an. Die Objekte dienten als Material für Forschung und Lehre, gleichzeitig sollten sie auch einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich sein. Durch den Ankauf privater Naturaliensammlungen und den systematischen Erwerb teils spektakulärer Objektkonvolute entwickelte sich das Academische Museum rasch zu einer weit über Göttingen hinaus ausstrahlenden wissenschaftlichen Einrichtung.

Das Academische Museum war einer Didaktik am Sammlungsobjekt verpflichtet, die sich auf Präsentation und unmittelbare Anschauung gründete. Das Museum war konstitutive Infrastruktur einer Forschungs- und Lehrpraxis, die Erkenntnis über die aufmerksame Betrachtung von Objekten und Objektgruppen generierte; es diente der Kommunikation der Gelehrten untereinander und mit interessierten Laien; schließlich fungierte es als visuelle Beglaubigungsinstanz von Forschungsergebnissen. Es ist diese Tradition der objektbasierten Forschung und Lehre, in die sich das Forum Wissen bewusst stellt, um mit den Methoden des 21. Jahrhunderts die Universität in ihrer komplexen Ganzheit und die Verwurzelung in Wissens in der Materialität der Dinge wieder erfahrbar und fruchtbar zu machen.

JFBlumenbach
Johann Friedrich Blumenbach (1752-1840), erster Aufseher des Academischen Museums
(Radierung von Ludwig Emil Grimm, 1823)

Im Verlauf insbesondere des 19. Jahrhunderts entwickelten sich aus den einzelnen Sammlungsbereichen heraus zunehmend Eigenständigkeit einfordernde Fachrichtungen. Nicht selten bezogen sich diese neuen Fächer dabei auf ihre Sammlungen, über die sie ihre spezifische Ausrichtung und Fachdisziplin markierten und ausbildeten. Bekannt sind in diesem Zusammenhang vor allem mehrere ethnografische Sammlungen (z.B. die Cook-Forster-Sammlung, die Sammlung des Baron von Asch), die Ende des 18. Jahrhunderts maßgeblich zur Herausbildung der Disziplin der Völkerkunde/Ethnologie/Ethnografie beitrugen und die sich in Göttingen als eigenständiges Fach konstituierte. Entsprechendes gilt für die archäologische und die kunsthistorische Sammlung der Universität Göttingen.