Verwendung moderner SNP-Technologie zur Identifikation und Auswahl von Frost- und schneeharten Bergfichten zur Begründung stabiler und ertragreicher Fichtenbestände im Rahmen des Fichten-Provenienzwechsels im Thüringer Wald (06/2016 – 05/2020)
Die Fichte (Picea abies [L.] KARST.) ist in Thüringen eine der wirtschaftlich bedeutendsten Baumarten. Allerdings gilt die Fichte als durch den Klimawandel besonders stark betroffen. Gerade in den windexponierten Hoch- und Kammlagen des Thüringer Waldes gepaart mit zusätzlichen Risiken wie Schnee- und Eisbruch sind Angepasstheit und Anpassungsfähigkeit der verwendeten Herkünfte ausschlaggebend. Jedoch ist anzunehmen, dass ein größerer Anteil der dortigen Fichtenbestände aus gebietsfernem Verjüngungsmaterial hervorgegangen und folglich kaum in besonderer Weise an die gegebenen Umweltbedingungen angepasst. Eine Ausnahme stellt das autochthone Reliktvorkommen der Schlossbergfichte mit noch ca. 30 Altbäumen dar. Der Saatgutbedarf für den angestrebte Provenienzwechsel im Thüringer Wald, von breitkronigen Tieflagenfichten hin zu schmalkronigen Hochlagenfichten, kann alleine aus diesem Bestand jedoch nicht gedeckt werden. Dies ist auch der Fall, wenn Bäume der zweiten Generation hinzugerechnet werden. Daher wird erwogen, Saatgut-Ressourcen aus anderen Bereichen zu nutzen. Es ist jedoch von Interesse, in welchem Ausmaß diese Ressourcen einen Beitrag zur Begründung sicherer Fichtenbestände leisten könne. Vergleichende genetischer Analysen sollen solche Genombereiche bzw. Marker identifizieren, die möglichst charakteristisch für die Schlossbergfichten, zumindest aber für Hochlagenfichten allgemein und deren typische Wuchsform sind. Hierzu werden Proben aus sechs Kollektiven zuzüglich zu den Schlossbergfichten untersucht. Diese Bestände stocken in den oberen Mittelgebirgslagen des Thüringer Waldes, des Erzgebirges und des Harzes und könne als lokal typische Hochlagen- bzw. Tieflagenfichten charakterisiert werden. Mit Analysen an Mikrosatellitenmarken werden Kenntnisse über die neutrale genetische Variation gewonnen. Eine Sequenzierung von Kandidatengenen, die möglicherweise Einfluss auf die verschiedenen Kronenformen haben, ermöglicht die Identifizierung von potenziell adaptiver genetischer Variation. Die hieraus gewonnene Information soll dazu beitragen, eine gezielte Auswahl von Herkünfte zur Etablierung einer nächsten Waldgeneration zu treffen.