6. Hintergrund zur Planspiel-Methode

Das Planspiel ist eine Simulationsmethode mit deren Hilfe Problemlösungen erarbeitet werden. In der Regel werden in fiktiven Situationen mit hohem Realitätsbezug soziale Konflikte und Entscheidungsprozesse simuliert. Die Methode ist jedoch auch geeignet, im Einsatz mit real Betroffenen Denkblockaden aufzuheben, die eine offene Kommunikation zwischen den Beteiligten verhindern und bei allen beteiligten Verständnis für die Situation und das Handeln des jeweils Anderen zu wecken.
Die TeilnehmerInnen können verschiedene Rollen einnehmen und so durch einen Perspektivwechsel und in Entscheidungssituationen einen Zuwachs an Handlungskompetenzen erfahren (Rohr et al. 2013: 5). Damit können Planspiele als eine Methode der Bürgerpartizipation fungieren.
Vorwiegend in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden in Deutschland in einigen Konfliktsituationen interaktive Planspiele durchgeführt bei denen die Kommunikation zwischen den Gruppen nicht direkt sondern über eine Spielleitung erfolgte. Die Ergebnisse wurden nicht durch Zufallselemente bestimmt sondern waren ausschließlich und eindeutig von den Entscheidungen der Spieler abhängig. Als anerkannter Fachmann auf diesem Gebiet galt Hans Leo Reimann (Bundeszentrale für politische Bildung 1972: 7f). Er unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Funktionen, in denen das Planspiel eingesetzt werden kann. Zum einen als integrierter Bestandteil eines Planungsprozesses. In diesem Fall werden als Ergebnis des Planspiels Daten erwartet, die für die weitere Planung in der realen Situation verwendet werden können. Zum anderen - und darum geht es bei unserem Planspielangebot - kann das Planspiel ein Element der Aus- oder Weiterbildung bestimmter Personengruppen sein. In diesem Fall werden die Spielteilnehmer mit Problemen konfrontiert, vor denen sie in der Praxis bereits stehen oder in absehbarer Zukunft stehen werden. Die Teilnehmer sollen "soziale Phantasie entwickeln, die ihnen hilft, die Probleme der alltäglichen Praxis zukunftsorientiert zu lösen" und sich an der Problemlösung zu beteiligen. Hier kommt es darauf an, Kommunikation und Kooperation zu verbessern und Handlungsalternativen wahrzunehmen (Reimann 1975).
Im politischen Bereich kommt die Methode derzeit vorwiegend bei der Gesetzesfolgenabschätzung zum Tragen und findet bei der Schaffung von Bauplanungsrecht Anwendung. In unterschiedlichen Formen werden Planspiele auch in der Pädagogik (kürzere Zeiteinheiten) oder im Wirtschaftsbereich (hier vorwiegend computergestützte Planspiele) angeboten.

Literatur

1] Rohr, D., den Ouden, H., Zepp, J., (2013): Planspiel in der Hochschulausbildung. In: Berendt, Brigitte; Voss, Hans-Peter; Wildt, Johannes (Hrsg.): Neues Handbuch Hochschullehre. Lehren und Lernen effizient gestalten. [Teil] C 2.25. Lehrmethoden und Lernsituationen. Aktivierende Lehrmethoden. Berlin.

2] Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.)(1972): Das Planspiel im pädagogischen Arbeitsbereich. Schriftenreihe. Heft 95. Bonn.

3] Reimann, Hans Leo (1975): Zur Wahl der Simulationsmethode. In: Fischer, Kurt; Fischer, Ursula (Hrsg.): Rundfunk im Planspiel. Zur Praxis neuer Methoden in der Erwachsenenbildung. Berlin. S. 285.