Summer School ethnografischer Film 2025: FILMING WATER EXPERIENCES
Vom 21.07. bis 08.08.2025 (inkl. der Wochenenden) findet am Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Georg-August-Universität Göttingen die Summer School „Praxis des ethnografischen Films für Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen“ statt.
Bis zum 15.05.2025 haben interessierte Göttinger*innen aber auch auswärtige Studierende die Möglichkeit, sich für eine Teilnahme zu bewerben.
FILMING WATER EXPERIENCES
„Water as culture, meanwhile, can materialize as a medium of pleasure, sustenance, travel, poison, and disaster.” (Helmreich 2011: 132)Wasser ist sowohl natürlich als auch kultürlich, es ist ein lebenswichtiges Getränk und die Grundlage allen Lebens, davon zeugen jahrhundertealte religiös-spirituelle Zeremonien ebenso wie das Durstgefühl als existenzieller Mangelerfahrung. Wasser ist fluide und immer wieder gibt es Versuche, es zu kultivieren/einzuhegen in Kanälen, hinter Dämmen usw. Historisch besonders augenfällig wird das an Küsten und in küstennahen Regionen oder entlang großer Flüsse. Für Göttingen, in Mitteleuropa und ziemlich mitten in Deutschland, galt all das über viele Jahrhunderte nur eingeschränkt. Das nächste Meer, die Nordsee, ist hunderte Kilometer entfernt, und die Leine ein kleiner Fluss. Einschneidende wasserabhängige Ereignisse hatte es hier nicht oft gegeben, das Gleiche galt für geographisch ähnlich gelagerten westlich-industrielle Regionen. Doch mit dem Klimawandel änderte sich das. Starkregen und Überschwemmungen nehmen ebenso zu wie Trockenheit und Dürre. Versiegelte Flächen und Abwassersysteme werden nun einer kritischen Prüfung unterzogen sowie innovative Untersuchungen zu Wassergewinnungsanlagen, zur Brauchwassernutzung oder zu witterungsresistenten Pflanzen in der Landwirtschaft gefördert. Von diesen zukunftsweisenden Perspektiven einer Waterworld revisited (vgl. Dietzsch 2021) scheinen nur auf den ersten Blick massenkulturelle Freizeitaktivitäten ausgenommen, wie z. B. der Freibadspaß, die geselligen Angeltreffs, romantische Verabredungen zum Tretbootfahren oder die Wettkämpfe der Tradition betonenden Rudervereine, und nicht zu vergessen die alljährliche Früchte- und Gemüsezucht in den Kleingärten oder der Run auf die Gartencenter.
Ohne jetzt schon zu wissen, wie trocken oder regenreich der Sommer 2025 wird, will die diesjährige Summer School das Thema Wasser in seinen vielfältigen Implikationen zum Ausgangspunkt filmethnografischer Erkundungen machen. Im Mittelpunkt werden dabei vor allem solche Zugänge und Orte stehen, an denen Menschen (oder andere Aktanten) unter praxeologischen Gesichtspunkten mit Wasser in Interaktion treten. Von kulturanthropologischem Interesse wird hierbei etwa die Frage gewinnbringend sein, inwiefern bzw. ‚wie Wasser gewusst‘ wird (vgl. Dietzsch 2021: 94) und welche Erfahrungen und Bedeutungszuschreibungen sich an dieses Wissen binden.
Lernziel
Ziel der dreiwöchigen Summer School ist es, Studierenden der Kultur- und Sozialwissenschaften die grundlegenden Kenntnisse des Mediums Film im ethnografischen Kontext zu vermitteln. Spezielles Augenmerk wird dabei auf einen spezifisch ethnografischen Blick sowie auf filmsprachliche Elemente, die Konzeption von Projekten, die Besonderheiten des kameragestützten Feldaufenthaltes sowie die Montage gelegt. Mit dem Ziel, in Gruppenarbeit dokumentarische Kurzfilme herzustellen, werden die methodischen Grundlagen erarbeitet und eine Vorstellung des Mediums Film als Forschungs- und Repräsentationsmethode entwickelt. Im Rahmen des vorgenannten Themas sensibilisieren sich die Teilnehmer*innen zudem für die filmische Vermittlung sensorischer Erfahrungen, räumlicher Atmosphären sowie die Interaktionen von Menschen mit Wasser in seinen situativen Eigensinnigkeiten. Nicht zuletzt werden die Teilnehmer*innen in jenen filmischen Strategien geschult, die die ethnografischen Einsichten medial angemessen zu vermitteln vermögen.
Dozent*innen
Dr. Torsten Näser, Dr. Frauke Paech, Johannes Kohout, N.N.
Gäste (angefragt)
Timo Großpietsch (Dokumentarfilmer und leitender NDR-Redakteur)
Kursprogramm
- Thematische Einführung (Literatur zur Vorbereitung)
- Einführung in filmsprachliche Grundlagen
- Einführung in die Methoden ethnografischer Videoarbeit
- Einführung in die Kamera- und Tontechnik
- Übungen zu beobachtender Kamera
- Übungen zu Bildgestaltung, Mikrofonie und Licht
- Übungen zur Interviewführung
- Erarbeitung eines Filmthemas auf der Basis eigener kleiner Feldforschungen
- Erarbeitung eines Exposés
- Erarbeitung eines inhaltlichen und technischen Drehplans
- Filmische Umsetzung im Feld
- Einführung in die Grundlagen des Schnitts (Da Vinci Resolve)
- Konzeption der Filmmontage
- Bildbearbeitung, Tonbearbeitung, Titelerstellung
- Erstellen einer 15-seitigen Berichts, der das eigene Vorgehen reflektiert
Lernorganisation
Der Kurs besitzt Werkstattcharakter. Gearbeitet wird in Teams von drei bis vier Personen.
Teilnehmen können 6 Studierende der Universität Göttingen und 6 auswärtige Studierende.
Zur Vorbereitung wird ein Reader mit grundlegenden inhaltlichen und methodischen Texten zur Verfügung gestellt. Die Unterrichtssprache ist deutsch.
Voraussetzungen
Immatrikulation in einem BA-oder MA-Studiengang der Kultur- und/oder Sozialwissenschaften.
Wünschenswert, aber keine Voraussetzung:
- ECTS in Visueller Anthropologie, Medienwissenschaft etc.
- Kurs in Videographie
- Kenntnisse kulturanthropologischer/ethnologischer/ sozialwissenschaftlichen Feldforschung
Anerkennung und Kosten
Göttinger Studierende: Der Kurs wird im Rahmen der Schlüsselkompetenzen der Universität Göttingen angeboten (Modul B.KAEE 77 [Modulblatt angehängt] mit 10 ECTS). Die Teilnahme ist unentgeltlich.
Auswärtige Studierende: Die Kursgebühr beträgt 500,- Euro. Die Studierenden erhalten eine Bescheinigung über die Teilnahme, die sie dann bei ihrer Universität einreichen können. Für Unterbringung und Verpflegung haben die Teilnehmer*innen selbst zu sorgen.
Ggf. fallen zusätzliche Kosten für eine Technikversicherung für alle Teilnehmer*innen an.
Bewerbung
Schriftliche Bewerbungen mit Darstellung der eigenen Qualifikationen im Sinne der o. g. Voraussetzungen senden Sie bitte bis zum 15.05.2025 an Torsten Näser (tnaeser1@gwdg.de) und Frauke Paech (frauke.paech@phil.uni-goettingen.de).
Weitere Kontaktdaten
Georg-August-Universität Göttingen
Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie
Dr. Torsten Näser/Dr. Frauke Paech
Heinrich-Düker-Weg 14
D-37073 Göttingen
Tel.: +49 (0)551-39-25350 oder 39-21234
E-Mail: tnaeser1@gwdg.de/ frauke.paech@phil.uni-goettingen.de
Weitere Infos unter: https://www.uni-goettingen.de/de/curriculum+visuelle+anthropologie/635063.html
Auszug aus dem Modulblatt
Modul B.KAEE. 203
Amtliche Mitteilungen II der Georg-August-Universität Göttingen vom 17.10.2019/Nr. 24
Georg-August-Universität Göttingen
Modul B.KAEE.203: Praxis des ethnographischen Films für Kultur- und
Sozialwissenschaftler*innen
10 C/ 12 SWS
Lernziele/Kompetenzen:
Einführung in Theorie und Praxis des ethnographischen Films. Auf der Grundlage paradigmatischer Texte zum Thema werden filmsprachliche Elemente und die Besonderheiten der ethnographischen Aufnahmesituation diskutiert. Ziel ist es, anhand der Herstellung eines kleinen Films über ein lokales Thema die methodischen Grundlagen theoretisch zu erarbeiten, praktisch umzusetzen und später in einem schriftlichen Bericht zu reflektieren. Neben der so erworbenen Methodenkompetenz vermittelt dieses als Summer School konzipierte Modul vor allem Sozial- und Selbstkompetenz aufgrund des team- und projektorientierten Arbeitens in Werkstattatmosphäre.
Arbeitsaufwand:
Präsenzzeit: 168 Stunden
Selbststudium: 132 Stunden
Lehrveranstaltungen:
1. Vorbereitende Lektüre im Selbststudium
2. Übung: Summer School - "Theorie und Praxis des ethnographischen Films" (3 Wochen inklusive Wochenenden; ca. 8 Stunden täglich)
Prüfung:
Abschlussbericht (max. 15 Seiten), unbenotet
Prüfungsvorleistungen: Regelmäßige Teilnahme an der Lehrveranstaltung sowie Erstellung eines kleinen Films zu einem lokalen Thema
Prüfungsanforderungen:
Die Studierenden weisen nach, dass sie sich die methodischen und theoretischen Grundlagen ethnographischer Filmarbeit erarbeitet haben und darauf aufbauend einen kleinen Film zu einem lokalen Thema konzipieren und realisieren können und diesen Prozess in einem schriftlichen Bericht reflektieren.
Sprache: Deutsch