Anwendung der Konzeptanalyse und ontologische Modellierung in der Wirtschaftsinformatik
Leitung des Tracks:
- Prof. Dr. Heinz Dreher, Curtin University of Technology, Perth, Australien
- Prof. Dr. Stefan Voß, Universität Hamburg (Koordinator)
- Dr. Torsten Reiners, Universität Hamburg
- Bob Williams, Blue Wren
Inhalt:
Im Web 2.0 kann jeder Anwender digitale Inhalte unter Nutzung aller Medienformen schaffen. Durch die kontinuierliche Verbesserung des Internetzugangs, der Bildung von sozialen Netzwerken mit dem dazugehörigen Sammeln und Austauschen von Daten und Informationen sowie verbesserten Anwendung(ssystem)en wächst die täglich verfügbare Datenmenge im Internet kontinuierlich. Durch Metatags und asynchrone Verlinkungen können für die scheinbar endlose Datenproliferation strukturelle Grundelemente verwendet werden; jedoch erlauben diese dem “Otto Normalanwender“ keine Differenzierung von wissenschaftlichen Veröffentlichungen und unwissenschaftlichem Datenstrom (Meinungen, unüberprüfte Berichte, laienhafte Überlegungen). Die Anwender benötigen genaue Ergebnisse auf Anfragen in einer ungenauen, natürlich gewachsenen Sprache. Erschwerend wirken hier auch sprachliche und kulturelle Hindernisse. Zudem benötigen Anwender oft Zusatzinformationen wie Kontext, temporäre Beziehungen oder auch interdisziplinäre oder alternative Mediendokumente mit vergleichbarem und relevantem Inhalt.
Web 3.0 als nächste Web-Generation soll durch “intelligente“ Software Informationen auto-matisch bearbeiten und verstehen können, indem z. B. semantische Netzwerke, Machine Learning, autonome Agenten, künstliche Intelligenz und verteilte Datenbanken verknüpft werden. Von besonderer Bedeutung ist das inhaltliche “Verstehen“ durch autonom vorgehende Agenten und die Bereitstellung eines Service-orientierten Aufbaus, dessen fehlende Komponenten automatisch gesucht, integriert und dem Nutzer aufbereitet zur Verfügung gestellt werden.
Ein bekannter Ansatz, der aktuell für die Durchführung von Aufgaben genutzt wird, die mit dem “Verstehen von Konzepten“ zu tun haben, basiert auf Ontologien. Ontologien sind explizite, formale Spezifikationen eines allgemeinen Klassifikationsschemas für Konzepte und beschreiben im Allgemeinen eine Konzepthierarchie, die Einordnungsbezüge nutzt. Vom theoretischen Standpunkt her beschreiben Ontologien semantische Zusammenhänge zwischen Konzepten, mit deren Hilfe man verschiedene Objekte mit demselben Identifizierungsmerkmal unterscheiden kann (Domain-Wissen). Konzepte zeigen die Bedeutung von “Objekten“ auf. Um Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Objekten zu verstehen und darzustellen, muss man eine Klassifikation erstellen und die dazu gehörigen Objekte identifizieren. Die Konzeptanalyse ist die Untersuchung von Texten, um Konzepte für das “Verstehen“ zu identifizieren, zu markieren und den Kontext, die Situation oder andere Formen hinreichender, informationsreicher Strukturen herauszufiltern.
Dieser Track soll die aktuellen Theorien und Anwendungen der Konzeptanalyse im Kontext der Wirtschaftsinformatik reflektieren. Hierbei ist es von höherer Wichtigkeit, Inhalte zu „verstehen“ und als Dokumente zu verwalten, da die wachsende Datenmenge nicht länger durch den Menschen alleine zu bewältigen ist, insb. wenn man die Einflüsse durch Sprache, Kultur und das erforderliche Fachwissen beachtet. Drei für die Wirtschaftsinformatik wichtige Szenarien sind
- Zitats- und Plagiatsidentifizierung,
- Text Mining, und
- Bewertung maschineller Übersetzungen
Diese Szenarien haben die Gemeinsamkeit, dass die meisten Anwendungen auf diesen Gebieten immer noch auf explizitem Wortgruppen-Vergleich basieren. Das heißt, für Zitats- und Plagiatsidentifizierung wird in Datenbanken nach der Ähnlichkeit von Wortgruppen oder Tupeln gesucht, und weder Übersetzungen, noch Synonyme oder anders formulierte Doku-mente gefunden. Konzept-Rubriken sind dagegen ein neuer Themenbereich, der über einfache Textphrasen-Vergleiche hinausgeht. Die Konzeptanalyse vergleicht Konzepte und ihre Reihenfolgen/Strukturen miteinander, um Ähnlichkeiten zwischen Dokumenten, Suchanfragen oder Übersetzungen zu finden, wobei die Ähnlichkeit weder auf grammatikalischer noch auf Terminus-Ebene, sondern im Verstehen des soziokulturellen Kontext liegt. Für die Zitats- und Plagiatsidentifizierung und die Bewertung maschinell-basierter Übersetzungen können textadäquate Terminologiedatenbanken dazu benutzt werden, Konzepte in verschiedenen Sprachen abzugleichen. Zu diesem Zweck ist eine Etablierung dieser Technologien auf dem internationalen Markt notwendig.
Mögliche Themen für Beiträge:
- Wissensdarstellung
- Ontologien und ontologische Modellierung
- Ontologie-basierte Analyse
- Terminologiedatenbanken / Alignment
- Informationsgewinnung / Konzeptgewinnung
- Text Mining
- Bewertung maschineller Übersetzungen
- Erkennung und Analyse von Zitats- und Plagiatsidentifizierung
- Aufbau und Bewertung von Szenarien
- Automatische Aufsatzbewertung
- Konzeptsuche, -analyse und -bewertung
- Konzepte im soziokulturellen Kontext
- Konzeptrubriken
- …
Programmkomitee:
- Prof. Dr. Heinz Dreher, Curtin University of Technology, Perth, Australien
- Dr. Christian Gütl, Universität Graz
- Dr. Felix Mödritscher, WU Wien
- Prof. Dr. Alan Rea, Western Michigan University
- Dr. Torsten Reiners, Universität Hamburg
- Prof. Dr. Stefan Voß, Universität Hamburg
Begutachtungsprozess und Einreichung:
Beiträge können in deutscher oder englischer Sprache verfasst werden und sollen exakt der Formatvorlage entsprechen. Dabei soll eine Länge von 12 Seiten (Vollversion) nicht über-schritten werden.
Sämtliche Beiträge werden durch ein Programmkomitee mindestens 2-fach-blind begutachtet. Die Autoren werden gebeten, ihre Beiträge zu anonymisieren, indem Namen, Anschrift etc. auf dem Deckblatt weggelassen werden und die Metadaten in den Word- bzw. den PDF-Dokumenten gelöscht werden.
Die Formatvorlage steht hier zum Download zur Verfügung.
Die Einreichung kann nur für einen Track bzw. eine Teilkonferenz erfolgen. Die Autoren werden gebeten, ihre Beiträge online über das ConfTool einzureichen (Bereitstellung zu einem späteren Zeitpunkt).
Veröffentlichung:
Die akzeptierten Beiträge werden als Kurzbeitrag (2 Seiten) im Tagungsband, der im Universitätsverlag Göttingen erscheint, abgedruckt und in der Vollversion auf der CD des Tagungsbandes gespeichert. Darüber hinaus sind die Vollversionen der Beiträge auf dem wissenschaftlichen Publikationssystem (Repository) der Göttinger Staats- und Universitätsbibliothek online verfügbar und in die Literaturnachweissysteme eingebunden.
Des Weiteren sind die besten Einreichungen in einer erweiterten Fassung (mehr als 12 Seiten) für eine weiterführende separate Publikation vorgesehen.
Die Aufnahme eines akzeptierten Beitrags in den Tagungsband und das Repository setzt voraus, dass sich mindestens eine Autorin oder ein Autor zur Tagung angemeldet und den Konferenzbeitrag entrichtet hat.
Termine:
- 04.10.2009: Annahmeschluss für die Einreichung von Beiträgen über das ConfTool
- 02.11.2009: Benachrichtigung der Autorinnen und Autoren über die Annahme
- 27.11.2009: Einreichung der druckfertigen Beiträge und Kurzbeiträge
- 23. - 25.02.2010: Tagung MKWI 2010