Prof. Dr. Christiane von Stutterheim
Von Oktober 2011 bis Juli 2012
Dr., Professorin für germanistische Linguistik
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Deutschland
Geboren 1953 in München, Deutschland
Studium der Germanistik, Geschichte, Politik, Philosophie und Soziologie in München und Marburg
Forschungsvorhaben
Von der Wahrnehmung zur sprachlichen Darstellung
Sprachspezifische Effekte bei der Konzeptualisierung von Ereignissen
Der Zusammenhang von Sprache und Kognition ist seit der Antike Gegenstand sprachphilosophischer und sprachwissenschaftlicher Theorien. Sprache kann hier sowohl allgemein verstanden werden – im Unterschied zu Nicht-Sprachlichem, Bildhaften beispielsweise – oder auch spezifisch als einzelsprachliches System. Allerdings war diese Diskussion bis in die jüngste Zeit, von wenigen Ausnahmen abgesehen, durch eine gewisse Empirieferne und einen gewissen Hang zum Spekulativen gekennzeichnet. Erst in den letzten Jahren ist man diese Frage zunehmend mit empirischen Methoden angegangen. Methoden der empirischen Linguistik, der Psychologie und der Neurowissenschaften werden eingesetzt, um zu klären, inwieweit kognitive Prozesse an die Sprache gebunden sind und inwieweit sich dabei die jeweiligen strukturellen und funktionalen Besonderheiten der einzelnen Sprachen geltend machen.
In diesem Kontext möchte ich mich mit sprachspezifischen Prinzipien der Ereigniskognition beschäftigen. Aufbauend auf umfassenden sprachvergleichenden Arbeiten zum Ausdruck von Ereignissen (unter Einschluss von Bilingualen und Zweitsprachenlernern) sollen experimentelle Untersuchungen durchgeführt werden, die Konzeptualisierungsprozesse unabhängig von Versprachlichung erfassen. Dabei geht es um Muster der visuellen Aufmerksamkeit, zeitliche Eigenschaften kognitiver Verarbeitung sowie Gedächtnisleistung. Im Vordergrund der empirischen Studien sollen dabei räumliche und zeitliche Eigenschaften von Ereignissen stehen. Das übergreifende Forschungsziel besteht darin, die Diversität kognitiver Verarbeitungsprozesse für den Bereich der Ereigniskognition zu erfassen und den Stellenwert des einzelsprachlichen Wissens im Rahmen dieser Prozesse zu ermitteln.
Ausgewählte Publikationen
Stutterheim, C. v. 1997. Einige Prinzipien des Textaufbaus: Empirische Untersuchungen zur Produktion mündlicher Texte. Tübingen: Niemeyer. (Reihe Germanistische Linguistik 184).
Stutterheim, C. v. 2003. Linguistic structures and information organisation: The case of very advanced learners. EUROSLA Yearbook 3. S. Foster-Cohen (ed.). Amsterdam: Benjamins: 183-206.
Stutterheim, C. v. / Carroll, M. / Nüse, R. 2004. «The language and thought debate: a psycholinguistic approach» in: C. Habel / T. Pechmann: Approaches to Language Production. Berlin: Mouton.
Stutterheim, C. v. / Carroll, M. /Klein, W. 2010. «New perspectives in analyzing aspectual distinctions across languages» in W. Klein / P. Li (eds.): The expression of time. Berlin: Mouton de Gruyter, pp. 195-216.
Stutterheim, C. v. / Bouhaous, A. /Carroll, M. / Sahonenko, N. 2011 (forthcoming). Language Specificity and Macrostructural Organisation in Expository Texts. Linguistics.