Naturschutz

Der FBG ist in ein internationales Netzwerk Botanischer Gärten integriert, dass sich dem Natur- und Artenschutz verpflichtet hat. Als Grundlage dient die Konvention zum Schutz der Biologischen Biodiversität, so wie sie 1992 in Rio de Janeiro beschlossen wurde (1).

Weltweit unterhält der Forstbotanische Garten Kontakt zu über 350 anderen botanischen Gärten. Um weltweit andere botanische Gärten, Sammlungen oder Forschungsinstitute mit den benötigten Saatgut zu versorgen, sammelt der Forstbotanische Garten Saatgut in dem eigenen Beständen oder aber von Wildpflanzen aus der näheren und weiteren Umgebung (siehe Saatgutkatalog, Index Seminum (PDF)). Umgekehrt erhält der FBG von botanischen Gärten aus z.B. Nordamerika, Japan, Russland, China, Korea und natürlich aus anderen deutschen und europäischen botanischen Gärten auf Anfrage das benötigte Saatgut.


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Saatgut aus dem Forstbotanischen Garten (Foto: S. Eckardt)


Innerhalb der Gruppe „Botanische Gärten“ hat der Forstbotanische Garten eine besondere Stellung, da sich weltweit nur sehr wenige andere botanische Gärten auf Bäume und Sträucher als Sammelschwerpunkt konzentrieren. Sein pflanzengeographisches Arboretum gliedert sich in die fünf geographischen Sammelgebiete: Nordamerika, Japan, China, Korea und Kaukasus Kleinasien. Damit umfasst der Forstbotanische Garten als eine der ganz wenigen weltweiten Sammlungen einen Grossteil der Gehölzflora der nördlichen Hemisphäre.
Die Pflanzengeographischen Sammlungen Japan, Korea und Kaukasus / Kleinasien gelten als nationale Schutzsammlungen.
Die besondere Bedeutung des Forstbotanischen Gartens für andere Botanische Gärten, die Wissenschaft sowie den weltweiten Umwelt- und Naturschutz liegt in seinem ausgesprochen breiten Gehölzsortiment mit bekannten Wildherkünften. Er stellt damit eine international bedeutende Genreserve im Bereich der nachhaltigen Nutzung und biologischen Vielfalt forstlicher Gehölze da. Der Garten und seine geographischen Sammelgebiete sind daher besonders schutzwürdig.

Seit 1994 wird der Forstbotanische Garten oberhalb der Faßbergstraße weitestgehend nach ökologischen Gesichtspunkten bewirtschaftet. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist seitdem auf ein absolutes Minimum reduziert. Die ehemaligen, sehr artenarmen, intensiv gemähten Rasenflächen sind mittlerweile in sehr kräuterreiche Blumenwiesen umgewandelt. Sie werden von einem Biobauern ein bis zweimal im Jahr gemäht und als Raufutter an seine Rinder verfüttert. Die erste Mahd erfolgt, nach dem die Bodenbrüter ihr Brutgeschäft beendet haben.


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Heuernte Ende September


Das artenreiche Gehölz- und Staudensortiment, sowie die ökologisch ausgerichtete Bewirtschaftung der großen Flächen führt über das ganze Jahr hindurch zu einem sehr guten Futterangebot. Ca. drei Jahre nach dem Umstellen von der Intensivmahd auf die extensive Mahd konnte im Forstbotanischen Garten eine wahre Artenexplosion festgestellt werden.
Die mittlerweile kräuterreichen Blumenwiesen erfreuen nicht nur durch ihre Farbenpracht, sondern auch durch die vielen Insekten und Schmetterlinge, die sich hier mit Nektar und Pollen versorgen.

Infolge der starken Vermehrung aller möglichen Insektenarten erhöhte sich wiederum die Artenvielfalt der Vogelwelt, die vorwiegend in den Gebüschrändern und größeren Bäumen zu Hause ist.
Auf den großen Steinen der Kalksteinmauern und Lesesteinhaufen sonnen sich Eidechsen und Blindschleichen. Bei Gefahr können sie problemlos in den, in die Mauern eingebauten Nischen und Ritzen verschwinden. Die ganz bewusst eingebauten kleinen Höhlen bieten Überwinterungsmöglichkeiten oder aber auch Platz für eine Aufzucht von Kleinsäugern wie z.B. dem Mauswiesel.

Heute beherbergt der Forstbotanische Garten eine große Vielzahl an Vögeln, Käfern, Spinnentieren, Schmetterlingen, Insekten, Kleinsäugern und einigen Lurcharten.

Aus der Sicht der Vegetationskunde befindet sich der Forstbotanische Garten auf einem ehemaligen Kalkmagerrasen. In den letzten Jahren wurden mit einem enormen Arbeitsaufwand zwei Reliktflächen wieder soweit hergestellt, dass sich die ehemalige Vegetation allein durch das noch im Boden vorhandene Diasporenreservoir wieder zu einem ansehnlichem Trockenrasen regenerieren konnte. Gentianella ciliata, der Gewöhnliche Fransenenzian und Gentianella germanica, der Deutsche Fransenenzian, blühen z.B. im Spätsommer in großen Beständen.


Gentianella ciliata
Gewöhnlicher Fransenenzian (Gentianella ciliata)



(1) United Nations Conference on Environment and Development: Convention on Biological Diversity, 1992, 31 I.L.M. 818 (1992)