Die Haryaṅka Dynastie Jenseits des Indus, im Osten des Subkontinents, lichtet sich das Dunkel der Geschichte, wenn auch erst allmählich und spärlich, als König Bimbisāra in Magadha an die Macht gelangte. Der Aufstieg dieses noch dem Atharvaveda (AVŚ 5.22.14 = AVP 13.1.12) als außerhalb der Ökumene, der von ʻMenschenʼ bewohnten Welt, liegenden Gebietes im Osten Indiens begann mit ihm und seinem Sohn Ajātaśatru, die buddhistischen und jainistischen Texten als Zeitgenossen Buddhas und Mahāvīras gelten. Gleichwohl können sie, ob der Ungewißheit, wann denn die Gründer von Buddhismus resp. Jainismus gelebt haben – die verschiedenen Traditionen geben Zeiten von der Mitte des sechsten bis zu Beginn des vierten vor-christlichen Jahrhunderts –, nicht zuverlässig datiert werden. Die Lebenszeit des Gründers der nachfolgenden Nanda-Dynastie, 350 v. Chr. also (s.u.), ist terminus ante quem.
Die Haryaṅkas, wie Bimbisāra und seine Nachfolger gelegentlich genannt werden, scheinen die erste Dynastie gewesen zu sein, die die Machtsphäre Magadhas erweiterte. Bimbisāra hat – wenigstens den Texten nach zu schließen – eine Politik der friedlichen und der kriegerischen Expansion miteinander verbunden. Die buddhistische Überlieferung spricht von 500 Ehefrauen, deren erste Kosaladevī war, die Schwester von Prasenajit, dem König von Kosala. Durch Eroberung gliederte er das im Osten an Magadha angrenzende Königreich von Aṅga an.[1] Dort scheint er seinen Sohn Ajātaśatru als Regenten eingesetzt zu haben. Dieser entmachtete ihn später, woraufhin er in der Gefangenschaft verstorben sein soll. Schon als Kronprinz von Aṅga tätigte Ajātaśatru gewaltsame Gebietsannexionen. So eroberte er das nördlich von Magadha gelegene Land der Licchavis – seiner eigenen Verwandten also – mit dessen Hauptstadt Vaiśālī. Und als Herrscher von Magadha führte er mit dem Königreich von Avanti (mit seiner Hauptstadt Ujjayinī) im westlichen Zentralindien, das mit dem zwischen beiden liegenden Reich von Vaṃsa freundschaftlich verbunden war und das Magadha seit längerer Zeit von Westen her bedroht hatte, einen lang anhaltenden Krieg, der allerdings erst von Śiśunāga entschieden wurde. Damit erlangte Magadha endgültig eine Vormachtstellung über die drei anderen großen Königreiche – Kosala, Vaṃsa und Avanti –, die, wie es selbst, aus den sechzehn „Ländern“ (janapada) hervorgegangen waren, die buddhistische und jainistische Texte wiederholt nennen. Den buddhistischen Texten[2] zufolge unter Ajātaśatru, nach den jainistischen[3] und ʻhinduistischenʼ[4] unter dessen Sohn Udāyin soll die alte Hauptstadt des Reiches von Rājagṛha, das von Bimbisāra gegründet worden war, nach Pāṭaliputra, dem Παλί(μ)βοθρα der Griechen, verlegt worden sein.