Fichte in der Heilkunde
Die Anwendung der Pflanze zu Heilzwecken ist so alt wie die Menschheit selbst und lässt sich bei allen Kulturen nachweisen. Bäume wurden schon in frühester Zeit als Heilpflanzen beschrieben: im alten Ägypten, in China und in Mexiko. In der Volksmedizin sind für den Baum noch wesentlich mehr Anwendungsbereiche vorhanden, als in der traditionellen Medizin.
Heilkundliche Geschichte
Die Fichte ist schon seit altersher ein weit verbreitetes und geachtetes Heilmittel. Sprosse und Nadeln sowie Harz (Terpentin) wurden und werden bei verschiedenen Krankheiten angewendet. Als Heilpflanze werden in diesem Zusammenhang Fichte und Tanne gleichzeitig behandelt. Die Fichtenheilmittel wirkten antiseptisch, durchblutungsfördernd, entzündungshemmend, harn- und schweißtreibend sowie hustenstillend, schleimlösend und auch krampfmildernd. Diese Mittel können bei Bronchitis, Husten, Hals- und Lungenkrankheiten angewendet werden. Auch Rheuma, Blasenentzündung, Krampfadern und Hautkrankheiten, speziell Frostbeulen, können behandelt werden.
Inhaltsstoffe
Hauptinhaltsstoffe sind ätherische Öle und Harz sowie Vitamine. Daneben enthält die Fichte Gerbstoffe, Ameisensäure, Invertzucker, Saccharose, Picein usw. Medizinisch wirksame Pflanzenteile sind Knospen, Nadeln, junge Triebe, Splintholz, Rinde und Harz. Sammelzeit ist das Frühjahr. Hauptbestandteil des Harzes ist das Terpentin. Es enthält ca. 20 % ätherisches Öl und 70 % reines Harz. (Hengel, 1987)
Rezepte der Volksheilkunde
Die Benutzung und Anwendung folgender Rezepte nur auf eigene Gefahr.
Fichtensirup: Junge Triebe und Zucker schichtweise in ein Glas füllen, einige Wochen in die Sonne stellen, dann abseihen. Einnahme teelöffelweise.
Fichtenhonig: Die Sprossen in ein Glas füllen und mit Wasser knapp übergießen, 1 Woche ziehen lassen, dann alles in einen großen Topf leeren. Auf 2½ l gibt man eine Handvoll frische Waldbeeren hinzu. Aufkochen und abseihen. Eindicken der Flüssigkeit mit Zucker: 1 kg pro Liter. Schaum abschöpfen und abfüllen. Auch die zartgrünen Frühjahrstriebe im Mai, die reich an Vitamin C sind, können für den Honig verwendet werden.
Fichtenharzsalbe: 100 g Harz verflüssigen; Bienenwachs (1/10 der Harzmenge) schmelzen und unter das erwärmte, flüssige Harz mischen. Vorgewärmtes Pflanzenöl langsam dazumischen. Für ein Viertelliter Öl empfiehlt sich etwa 250 g Harz (Dosierung je nach Konsistenz).
Fichtennadelbad: Als Badezusatz werden auf 1 l Wasser mindestens 100 g Sprossen bzw. Nadeln in Form von Aufguß oder Abkochung zubereitet. Oder: 500 g Triebe und Nadeln mit 5-10mal soviel Wasser angesetzt, nach 1 Std. zugedeckt langsam zum Kochen gebracht und nach ein paar Kochminuten ca. 10 Minuten ziehen lassen. Dies wirkt bei Rheuma, Gicht und Hexenschuss, auch chronische Hautkrankheiten können gelindert werden.
Abb.26:Foto: K. Kammer
Auch seit langem bekannt ist die heilende Wirkung der Nadeln gegen den Scharbock, die verballhornte Bezeichnung für die Vitamin-C-Mangelkrankheit Skorbut. (Hengel, 1987)