Fragen und Antworten der Diskussionsrunde

An dieser Stelle folgt eine inhaltliche Zusammenfassung der wichtigsten Fragen und Antworten der Diskussionsrunde:


Frage: Auf welche Dauer kann Geothermie genutzt werden?
Antwort: Die Nutzungsdauer eines Geothermiekraftwerkes beträgt in der Regel etwa 30-40 Jahre. In Einzelfällen sind auch Nutzungsdauern von mehr als 50 Jahren möglich.


Frage: Wie schnell erfolgt eine Abkühlung des Untergrundes?
Antwort: Die Abkühlung ist immer abhängig von der Permeabilität und Porosität des vorhandenen Gesteins. Da aktuell nur wenige Kenntnisse über die Strukturen unter Göttingen vorliegen, sind für genauere Aussagen die Ergebnisse der seismischen Messungen abzuwarten.


Frage: In welchem Abstand werden Bohrungen durchgeführt?
Antwort: Da die Bohrungen im Untergrund abgelenkt werden können, ist es möglich mehrere Bohrungen zentral an einer festgelegten Stelle zu beginnen. In der Tiefe können die Bohrungen dann durchaus einige Kilometer weit auseinander liegen.


Frage: Mit welchen Frequenzen wird gemessen?
Antwort: Bei der seismischen Messung werden Frequenzen von etwa 12-14 Hz bis zu 100-120 Hz verwen-det. Die Frequenzspannbreite kann dabei linear durchfahren und so dem aktuellen Messpunkt individuell angepasst werden.


Frage: Die Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg führt an Göttingen vorbei. Beeinflussen die Tunnelbauarbeiten die Messungen?
Antwort: Die Tunnelbauarbeiten stören die Messungen eher wenig, da es möglich ist, Reflektionssignale gezielt zu extrahieren und somit Fremdsignale zu erkennen und auszublenden.


Frage: Wie fühlt sich eine seismische Messung an?
Antwort: Durch die auftretenden Vibrationen während der Messung kann man in direkter Nähe zum Messtrupp ein leichtes kribbeln (beispielsweise in den Fußsohlen) spüren. Unter Umständen werden auch Gläser zum klirren gebracht. Allgemein ist die Spürbarkeit mit der eines Schwerlasttransporters auf einer Straße zu vergleichen.


Frage: Auf den Messkorridoren ist zu sehen, dass auch in bewaldetem Gebiet gemessen wird. Wie werden die Steigungen im Gelände dort gemeistert?
Antwort: Vor Beginn der Messungen erfolgt eine sorgfältige Planung, zu der auch Geländebefahrungen und Ortsbesichtigungen gehören. Dadurch ist der Messtrupp auch auf außerstädtisches Gelände vorbereitet. Darüber hinaus erfolgt die Messung nur auf öffentlichen Wegen, die im angesprochenen Gebiet auch regelmäßig von Forstfahrzeugen befahren werden.


Frage: Werden an das Wärmenetz auch andere Nutzer angeschlossen oder profitiert nur die Universität?
Antwort: Vorläufig ist eine Nutzung nur durch die Universität und Universitätsmedizin geplant. Allerdings sollen die Daten der Erkundungen auch Dritten nutzbar gemacht werden. Bei einer großen Wärmeausbeute wäre es somit in der Zukunft denkbar auch andere Nutzer an das Fernwärmenetz der Universität anzuschließen, solange diese sich im Einzugsgebiet der bestehenden Infrastrukturen befinden.


Frage: Welche Vorsorge wird für denkmalgeschützte Häuser und Altbauten getroffen?
Antwort: Die durchführenden Unternehmen stehen in engem Kontakt zum Land Niedersachsen, der Stadt Göttingen und dem Katasteramt und haben dort weitreichende Informationen über Gebäude und bestehende Leitungen eingeholt. Darüber hinaus wird während der Messungen ein ausreichender Sicherheitsabstand zu Gebäuden eingehalten und Mitarbeiter des Messtrupps werden Eichmessungen mit speziellen Messgeräten an den betroffenen Gebäuden durchführen. So wird sichergestellt, dass die vorgeschriebenen Schwingungsgrenzen jederzeit eingehalten werden. Sofern erforderlich kann die Messung auch abgebrochen werden. In diesem Fall wird der Messtrupp auf einen anderen Messpunkt ausweichen. Im Zweifelsfall dürfen Betroffene Anwohner gerne den Kontakt zum Messtrupp suchen. Die zuständigen Mitarbeiter werden gerne weitere Auskünfte vor Ort erteilen.


Frage: Wie stark sind die Belastungen für Oberflächen und Straßen?
Antwort: Alle zur Messung eingesetzten Fahrzeuge besitzen selbstverständlich eine Straßenzulassung. Des Weiteren ist es nicht immer erforderlich, die Arbeiten mit voller Kraft durchzuführen. Somit können die Belastungen an die örtliche Begebenheiten angepasst werden.


Frage: Es gab bereits Schäden bei anderen Messungen/Bohrungen. Wie kann sichergestellt werden, dass so etwas nicht auch in Göttingen passiert?
Antwort: Bei den angesprochenen Schäden handelt es sich um Projekte in Staufen und Basel. Im Falle Staufen lag ein sogenanntes Gips-Anhydrit-Problem vor. Hier wurde durch eine solche Gipsschicht gebohrt, die sich daraufhin mit Wasser anreicherte. Eine besondere Eigenschaft von Anhydrit ist die Volumenzunahme des Materials unter Wasserzufuhr. Basel hingegen befindet sich generell in einem erdbebenreichen Gebiet. Bei Probebohrungen und dem darauf gefolgten Einpressen von Wasser in das Gestein kam es zu spürbaren Erdstößen. Da weitere Erdstöße durch den Anlagenbau prognostiziert wurden, wurde das Projekt schließlich eingestellt.
Für Göttingen lassen sich in diesem Fall folgende Schlussfolgerungen ziehen: Da Göttingen nicht in einem erdbebenreichen Gebiet liegt, können Vorkommnisse wie in Basel ausgeschlossen werden. Auch wird zur Zeit davon ausgegangen, dass im Göttinger Untergrund keine quellenden Gipsformationen vorliegen, wie dies in Staufen der Fall war. Demnach besteht auch hier kein Risiko von aufquellendem Boden. Sollten die seismischen Messungen andere Ergebnisse zu Tage fördern, als bisher angenommen, so werden diese Kenntnisse in der weiteren Planung umfassend berücksichtigt.


Frage: In wie fern steht das Geothermieprojekt auch in Zusammenhang mit Energieeffizienz und der Sanierung von Unigebäuden?
Antwort: Beim Geothermieprojekt handelt es sich um ein Teilprojekt des Gesamtprojektes "Energieversorgung 2016" (Näheres hierzu finden Sie auch im Bereich Energieversorgung der Homepage des Geothermieprojektes www.geothermie.uni-goetttingen.de). Im Zuge dieses Projektes soll die Energieversorgung der Universität unter dem Aspekt einer hohen Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit neu aufgestellt werden. Bereits genutzte Energieversorgungsmaßnahmen, wie beispielsweise BHKWs und PV-Anlagen bleiben auch weiterhin bestehen. Darüber hinaus sollen in den kommenden Jahren weitere Maßnahmen zur Gebäude- und Substanzerhaltung abgearbeitet werden. Aus Kostengründen erfolgt diese Umsetzung sukzessive.

Frage: Wann kann mit Bohrungen gerechnet werden, wenn die seismischen Messungen erfolgreich sind?
Antwort: Nach der aktuell durchgeführten 2D-Seismik folgt zunächst eine 3D-Seismik, um den Untergrund noch genauer darstellen zu können. Mit Bohrungen kann also frühestens in 7-8 Jahren gerechnet werden.

Frage: Sind die Maßnahmen auch mit den Stadtwerken Göttingen abgesprochen?
Antwort: Ein Kontakt zu den Stadtwerken Göttingen ist vorhanden. Da die Universität aber als alleiniger Finanzierer des Projektes auftritt, ist die Nutzung zunächst nur intern geplant. So weit möglich sollen die Ergebnisse jedoch auch verbreitet werden und spätestens im Falle eines Kraftwerkbaus wird sich die Universität nach einem kompetenten Partner zur Umsetzung umsehen.

Frage: Werden die Ergebnisse der Messungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht?
Antwort: Da es sich bei dem Geothermieprojekt um ein Forschungsprojekt der Universität handelt, werden auch die Ergebnisse publiziert. Des Weiteren bilden die erhobenen Daten die Grundlage für weitere Forschungsanträge, welche ebenfalls öffentlich zugänglich sind.

Frage: Mit welchen Kosten wird für die seismische Untersuchung gerechnet?
Antwort: Die Untersuchungen kosten etwa 300.000 ?

Frage: Wann werden die Ergebnisse der Messungen feststehen?
Antwort: Mit der Auswertung wird in den nächsten Wochen bzw. Monaten nach der Messung gerechnet. Allerdings ist die zeitliche Komponente auch immer abhängig von den entsprechenden Fördermitteln.

Frage: Werden auch Machbarkeitsstudien veröffentlicht?
Antwort: Da Machbarkeitsstudien projektbezogen sind, ist der Erkenntnisgewinn für die Allgemeinheit eher gering. Daher werden diese Informationen von den Projektträgern in der Regel nur intern verwendet.

Frage: Wenn eine Nutzung der Geothermie auf 30-50 Jahre beschränkt ist, welche Auswirkungen hat das Erreichen dieser Zeit auch oberhalb der Erde?
Antwort: Da die geothermische Nutzung nur eine geringfügige Auskühlung der Gesteinsschichten nach sich zieht und die entnommenen Wärmeströme jederzeit gemessen und überwacht werden, wird nicht von einer signifikanten Auswirkung auf die Oberfläche ausgegangen.

Frage: Wenn der geothermisch vielversprechendste Bereich in einem Wohngebet liegt, werden dann auch dort die Bohrungen durchgeführt?
Antwort: Nein. Idealerweise gehen die Bohrungen von einem Ort mit geeigneter Infrastruktur aus. Nach derzeitiger Planung wurde hierzu der Standort des aktuellen Kraftwerkes (Weende) ins Auge gefasst. Da die Bohrungen im Untergrund abgelenkt werden können und somit keine vertikale Bohrung erforderlich ist, werden keine auch Bohrungen direkt im Wohngebiet erfolgen.

Frage: Erfolgt die Messung auch in Gebieten mit Kampfmittelbelastung? Wie wird mit dem Risiko einer Bombenexplosion umgegangen?
Antwort: Die durchführenden Unternehmen stehen hierzu in engem Kontakt zum Bergamt. Die Vibrationsfahrzeuge fahren nur auf zugelassenen Straßen, die auch für den Schwerlastverkehr freigegeben sind. In den unbebauten Randgebieten der Messkorridore wird vor Beginn der Messungen eine Kampfmittelnegativsondierung durchgeführt. Bei Bedarf wird dann die Messstrecke verändert.

Frage: Welchen Beitrag könnte die Geothermie zur Energieversorgung der Universität beitragen?
Antwort: Durch die Geothermie könnten bis zu 80 % des Wärmebedarfs von Universität und Universitäts-klinik gedeckt werden.

Frage: Werden die Betriebspläne offengelegt?
Antwort: Die Betriebspläne enthalten Informationen zu den geplanten Vorhaben und deren Genehmigungen. Generell besteht keine Offenlegungspflicht, aber in der Regel werden die Betriebspläne im Netz zugänglich gemacht.