Der große Ploetz
um 480 | Mit dem Todesjahr des Buddha gewinnen wir das erste Datum in der indischen Geschichte. Aus buddhistischen und dschinistischen religiösen Schriften kennen wir die Namen von Königen wie Bimbisara (um 540-490) und seines Sohnes Adschataschatru (um 490-460), die unter den zahlreichen Kleinstaaten von Radschagriha (heute: Rajgir) und später von Pataliputra (heute: Patna) aus die Macht von Magadha (heute: Bihar) begründeten. Weitere Machtzentren entstehen in Kosambi und Udschain. |
460-360 | Wenig bekannt ist über die Vorläufer der Maurja-Dynastie, die Schischunaga-Könige und |
360-322 | die neun Nanda-Könige, die über ein Reich unbekannter Größe von Magadha aus herrschen. |
327-325 | Im Zuge seiner Eroberung des persischen Großreiches, das die indischen Provinzen Gandhara und Sind vermutlich bereits unter Kyros (558-530) erworben hat, dringt Alexander d. Gr. nach Indien ein. |
326 | Währnd Alexander Taxila durch Verhandlungen mit den einheimischen Fürsten gewinnen kann, muß er den erbitterten Widerstand des indischen Königs Poros in einer Schlacht am Hydaspes (heute Jhelum) überwinden, bevor ihn seine Truppen am Hyphasis (heute: Beas) zur Umkehr zwingen. |
um 322-300 | Der Usurpator Tschandragupta Maurja entreißt dem letzten Nanda- König in Magadha die Macht und legt damit die Grundlage für das erste Großreich auf indischem Boden, das von Pataliputra (heute: Patna) aus verwaltet wird. Daß bei dem Aufbau des Reiches das persische Reich als Vorbild dient, bleibt eine ansprechende Vermutung. |
305 | Tschandragupta, der sich gegen Ende seines Lebens als frommer Dschaina-Mönch aus der Welt zurückgezogen haben soll, gelingt es, einen Angriff des syrischen Diadochen Seleukos I. Nikator, der Alexanders Idee von der Eroberung Indiens zu verwirklichen sucht, zurückzuschlagen. |
300-235 | Sein Nachfolger Bindusara (um 300-270) erweitert das Reich, das unter Aschoka (um 270-235), nach der Eroberung von Kalinga (heute: Orissa), ganz Indien bis auf den äußersten Süden umfaßt und dadurch seinen Höhepunkt erreicht. Die Verwaltung des weitläufigen Herrschaftsgebietes erfolgt durch Vizekönige von vier Provinzhauptstädten aus, was bereits den Zefall der Reichseinheit in sich birgt. Über Aschokas Wirken berichten die ältesten indischen Inschriften, die, in Säulen und Felsein eingemeißelt, weit über das Reichsgebiet verstreut sind. Aus ihnen erfahren wir über Aschokas Bemühen um einen politischen Ausgleich durch Toleranz gegenüber den verschiedenen religiösen Strömungen wie Dschainas und Adschiwikas, während er zugleich den Buddhismus durch eine Mission außerhalb Indiens fördert und so den Weg für seine Entwicklung zu Weltreligion bereitet. |
um 184 | Die Maurja-Dynastie endet nach einer Periode des Zerfalls des Reiches mit der Ermordung Brihadrathas durch Puschjamitra Schunga. |
um 184-72 | Mit dem Ende der Maurja-Dynastie zerfällt Indien in eine größere Zahl kleinerer Einzelstaaten. Über die Schungas, die von Widischa (heute: Bhilsa) aus über Teile Nordindiens herrschen, sind kaum mehr als Listen von Königen bekannt. |
2./1. Jh. | Nach dem Ausweis von Münzfunden gibt es eine Reihe lokaler Dynastien, unter denen die Mitra-Könige von Mathura und von anderen nordindischen Städten herausragen. Ihre politische Beziehung zu den Schungas bleibt undeutlich. Aus der Maurja- und Schunga-Zeit haben sich die ältesten Steinplastiken und Bauwerke (buddhistische Stupas in Bharhut und Santschi) erhalten. |
um 100 | In Südindien entsteht das Reich der Andhra- oder Schatawahana-Dynastie. |
Die griechischen Reiche
um 250-130 | Als Folge des Alexanderzuges entstehen im indo-iranischen Grenzgebiet eine Reihe von griechischen Reichen. Etwa im heutigen Afghanistan bildet sich, getragen von den Statthaltern der Seleukiden, in den östlichen Provinzen das hellenistische gräko-baktrische Reich. Nach der Schwächung des Seleukiden-Reiches durch den Frieden von Apameia gewinnen |
nach 188 | die griechischen Herrscher politsche Bewegungsfreiheit, um ihre Macht nach Indien hinein auszudehnen. Als bedeutendste Herrscher dürfen Demetrios II. und Menander (beide 2. Jh. v. Chr.) gelten. Im einzelnen bleibt vieles in der Abfolge der Herrscher, deren Namen oft nur von Münzen bekannt sind, und in ihrer geographischen Zuordnung unsicher. |
1. Jh. v. Chr. | Im Verlauf des Jh.s bricht die griechische Herrschaft im Nordwesten Indiens endgültig unter dem Druck der Skythen, die die Inder Schaka nennen, zusammen. |
Die Entwicklung in Indien nach der Zeitenwende
25-45 n. Chr. | Die aus Zentralasien stammenden, von den Parthern aus Ost-Iran verdrängten Schakas (Skythen) gründen für kurze Zeit ein Reich im Nordwesten, das unter Gondophernes seinen Höhepunkt erreicht, bevor es durch die Kuschanas zerstört wird. Als Statthalter (Kschatrapas) der Kuschanas können sich die Schakas als Kleinkönige (bis 2. Jh. n. Chr.) eine gewisse Selbstständigkeit bewahren. In den letzten beiden Jh.n v. Chr. dringen aus Zentralasien die Yüe-tschi nach Baktrien und erobern, vom Anführer der Kuschanas, Kudschula Kadphises, geeint, das indo-skythische Reich der Schakas. Das von den Kuschanas beherrschte Gebiet umfaßt neben teilen Irans, Afghanistan und Chinesisch-Turkestans auch den Nordwesten Indiens und die |
2. Hälfte 1. Jh. | nordindische Ebene bis hin zum Ganges. Unter Kanischka erreichen die Kuschanas den Gipfel ihrer Macht. Unter den Kuschana-Herrschern beginnt in Indien das Zeitalter der klassischen Kultur. Bedeutende Kunstschulen entstehen in Mathura und Gandhara. In der gräko-buddhistischen Kunst Gandharas verschmelzen indische mit hellenistischen und iranischen Elementen. Sie vermittelt westliche Kunsttradition weitgehend im Gefolge des Buddhismus nach Chinesisch-Turkestan (reiche Funde aus der 2. Hälfte des 1. Jt.s n. Chr. in Turfan und Kutscha) und nach Ostasien. In Indien selbst setzt mit dem Schaffen des buddhistischen Dichters Aschwaghoscha (1. Jh. n. Chr.) die klassische Sanskritliteratur ein. Obwohl Kanischka als ein bedeutender Förderer des Buddhismus gilt, stehen die Kuschana-Herrscher vor allem nach Ausweis ihrer Münzsymbolik auch anderen Religionen, wie Hinduismus, der Lehre des Zarathustra und der hellenistischen Religion, tolerant gegenüber. |
3. Jh. | Welche Ursachen zum Untergang des Kuschana-Reiches führen, ist nicht gesichert. Ihre Macht beginnt (Anfang 3. Jh.) unter dem Druck der in Iran erstarkenden Sasaniden zu schwinden. |
4. Jh. | Mit Beginn des neuen Jh.s kommt es in Nordindien erneut zur Bildung eines Großreiches von Pataliputra (heute: Patna) aus. |
um 320-330 | Tschandragupta begründet durch geschickte Heiratspolitik die Gupta-Dynastie (um 320-500). |
um 320-375 | Die machtpolitische Grundlage der Dynastie beruht auf den Eroberungen SamudraguptasSeine in Nordindien erfolgreiche Militärpolitik scheitert im Süden nach einer Niederlage im Kampf mit dem Pallawa-Herrscher Wischnugopa von Kantschi. Südgrenze des Gupta-Reiches bleibt etwa der Fluß Narmada. |
um 380-415 | Unter Samudragupta II. gelingt der Vorstoß zu den Hälfen am Arabischen Meer, der den Zugang zum Westhandel für das Reich eröffnet. Aus dem Bericht des (399-414) in Indien weilenden buddhistischen Pilgers Fa-hsien lernen wir diese Zeit als die friedlichste unter den Guptas kennen. |
415-470 | Kumaragupta (415-455) und Skandagupta (455-470) geraten in wachsende Bedrängnis durch die Hunnen, unter deren Ansturm das Reich zerbricht. |
480-500 | Der letzte bedeutende Gupta-Herrscher, Budhagupta gebietet nur noch über ein von Kämpfen zerrissenes Reich. Danach herrschen einzelne Zweige der Gupta-Familie (bis in das 7. Jh.) über kleinere Gebiete in verschiedenen Teilen Nordindiens. Unter den Guptas erreichen bildende Kunst, Wissenschaft und Sanskritliteratur ihren klassischen Höhepunkt. Am Hofe Tschandraguptas II. oder Skandaguptas hat vermutlich der größte Sanskritdichter, Kalidasa, gewirkt. Zugleich beginnt der Hinduismus den Buddhismus allmählich zu verdrängen, bis er um 1200 in Indien erlischt. |
um 528 | Den Hunnen gelingt eine kurzlebige Reichsgründung in Nordindien unter ihren Führern Toramana und Mihirakula, bevor sie, wohl durch Jaschodharman, endgültig zurückgedrängt werden. Durch die Hunnen wird ein bedeutender Teil der Gandhara-Kunst zerstört. |