Projekte

  • Identifikation von Opfern aus kolonialen Unrechtskontexten: seit Januar 2019

  • Boilstädt (Thüringen): August 2017 - Dezember 2021
    Bei Bauarbeiten zur Ortsumfahrung Gotha-Sundhausen (Thüringen) konnten Befunde verschiedener Zeitstellungen dokumentiert werden, darunter ein Bestattungsplatz aus dem Frühmittelalter. Die Bergung und Bearbeitung der archäologischen und anthropologischen Funde erfolgt durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA). Im Rahmen der molekular-genetischen Analysen sollen vor allem Familienlinien und ggf. Familienzugehörigkeiten der Bestattungen untersucht werden.
    Mit dem sog. „Herrn von Boilstädt“ liegt eine herausragende, reich ausgestattete, ungestörte Kriegerbestattung vor, dessen DNA bereits erfolgreich extrahiert und analysiert werden konnte. Neben Untersuchungen beispielsweise des Y-Chromosoms, was die Herkunft der männlichen Familienlinie des Kriegers aus Osteuropa vermuten lässt, wurden auch phänotypische Marker für Augen- und Haarfarbe analysiert. Die Ergebnisse dieser Untersuchung flossen in die Gesichtsrekonstruktion des „Herrn von Boilstädt“ mit ein, welche im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in der Ausstellung zu sehen ist. Die genetischen Untersuchungen der weiteren Bestattungen des Gräberfeldes sollen beispielsweise auch klären, ob Verwandte des Kriegers ebenfalls dort bestattet worden sind.


  • Bobzin 26 (Mecklenburg-Vorpommern): Februar 2012 bis Mai 2014
    Im Rahmen des Projektes der Erdgasfernleitung NEL wurden auf dem Fundplatz Bobzin, Ldkr. Ludwigslust, Urnengräber und Knochenlager eines von der älteren vorrömischen Eisenzeit bis in die frühe römische Kaiserzeit belegten Gräberfeldes gefunden. Die archäologische Aufarbeitung erfolgt durch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern.
    Die anthropologischen Arbeitsschwerpunkte liegen einerseits in der Betreuung der Leichenbrandbergung aus den en bloc geborgenen Urnen selbst, als auch andererseits bei der Leichenbrandbearbeitung zur Feststellung von individuellen biologischen Daten, wie z.B. Geschlecht oder Sterbealter.


  • Stolpe (Brandenburg): Dezember 2018 - Juni 2019
    Der slawische Burgwall von Stolpe an der Oder (Lkr. Uckermark) spielte im Mittelalter aufgrund seiner Lage eine herausragende Rolle im politischen und wirtschaftlichen Geschehen. 2012 konnten im Vorgelände des Burgwalls reich ausgestattete Elitengräber der spätslawischen Zeit entdeckt und ausgegraben werden. Für einen Teil der Bestattungen werden aufgrund von nah beieinander erfolgter Niederlegung und ähnlicher Ausstattungsstandards verwandtschaftliche Beziehungen vermutet. Dies sollte mittels molekulargenetischer Untersuchungen geklärt werden. Für einzelne Individuen konnten Eltern-Kind-Beziehungen oder Verwandtschaft in mütterlicher oder väterlicher Familienlinie gefunden werden.


  • Infektionskrankheiten/Teilsammlung Pathologische Präparate: seit 2015
    In der Sammlung der Abteilung finden sich zahlreiche Exponate mit morphologischen Knochenveränderungen, welche auf ein Infektionsgeschehen zurück zu führen sind. Die Präparate wurden überwiegend in prä-antibiotischer Zeitstellung gesammelt und da etliche der Infektionskrankheiten auch heute noch von klinischer Relevanz sind oder im Zuge der Antibiotikaresistenzproblematik wieder mehr an Bedeutung gewinnen, bietet die molekulargenetische Untersuchung dieser Teilsammlung einen wichtigen Zugang zur Historie der Erreger. In Knochenpräparaten mit beispielsweise osteomyelitischen Veränderungen konnte die DNA des Bakteriums Staphylococcus aureus (sog. Krankenhauskeim) nachgewiesen werden, in Knochen mit tuberkulösen Veränderungen die DNA von Erregern des Mycobacterium tuberculosis Komplexes. Next generation sequencing basierte Untersuchungen der gesamten Genome dieser Pathogene findet in Zusammenarbeit mit dem Institut für Klinische Molekularbiologie, Universität Kiel, und dem Robert Koch Institut NRZ für Staphylokokken und Enterokokken, Wernigerode, statt.


  • Speziesidentifikation: seit 2017
    Archäozoologische Untersuchen leisten wichtige Beiträge zu sowohl kulturhistorischen als auch umweltgeschichtlichen Fragestellungen, wie beispielsweise Nahrungsspektren, Domestikationsprozesse oder auch Zoonosen. Die Identifikation der Tierspezies spielt dabei eine wichtige Rolle. Im Falle zerschlagener oder bearbeiteter Überreste kann die Zuordnung aufgrund morphologischer Kriterien erschwert oder gar unmöglich sein. Über den molekulargenetischen Zugang kann durch die Untersuchung mitochondrialer Genabschnitte für zahlreiche Tierarten eine Bestimmung vorgenommen werden. In der bronzezeitlichen Lichtensteinhöhle etwa konnten Spezies beispielsweise der Haus-, Nutz- und Wildtiere sowie der natürlichen Höhlenfauna identifiziert werden.