Dissertationen Deutschdidaktik1

„Ich halte dafür, daß das einzige Ziel der Wissenschaft darin besteht, die Mühseligkeiten der menschlichen Existenz zu erleichtern“ (Brecht)


  • Brenz Lydia - Symbolverstehen lehren und lernen im Kontext unterrichtlicher Deutungspraxis
  • Halagan, Robert – Erfassung der Wahrnehmung (angehender) Deutschlehrkräfte
  • Hülsmann, Delia - Spracharbeit zwischen Anbahnung und Abgrenzung
  • Reith, Sarah - Schriftsprachliche Hochbegabungsförderung am Beispiel der écriture automatique im inklusiven Regelunterricht Deutsch
  • Schmidt, Christina - Musterhafter Sprachgebrauch beim Sprechen über Literatur im Deutschunterricht.
  • Pashang, Soheyla - Didaktisierung der Improvisationsübungen und -spiele im DaF-Unterricht mittels Elementen des Improvisationstheaters. (abgeschlossen)




Lydia Brenz
Symbolverstehen lehren und lernen im Kontext unterrichtlicher Deutungspraxis. Eine rekonstruktive Studie von Literaturunterricht in der Sekundarstufe II (Arbeitstitel)

Symbolverstehen gilt als Herausforderung literarischen Lernens. Doch wie genau vollzieht sich dies als Praxis des Deutens innerhalb der Institution des Literaturunterrichts? Welche Hürden gilt es für Lehrende und Lernende zu meistern? Welche impliziten und expliziten kommunikativen Strategien und Mechanismen tragen zur „Bewältigung“ des Symbolischen bei? Das Forschungsprojekt fokussiert interaktive literarische Deutungsprozesse und rekonstruiert mittels der Objektiven Hermeneutik die Formen der Vermittlung und Aneignung des Symbolverstehens vor dem Hintergrund real ablaufenden Unterrichts anhand von Transkripten.

Erstgutachten: Prof. Dr. Torsten Pflugmacher Zweitgutachten: Prof. Dr. Katharina Kunze


Robert Halagan
„Erfassung der Wahrnehmung (angehender) Deutschlehrkräfte“

Das Dissertationsprojekt untersucht, wie Lehrpersonen des Fachs Deutsch problematische Unterrichtssituationen im Gespräch (re)konstruieren („problem setting“). Die von der Expertiseforschung beeinflusste Lehrer*innenforschung begreift die professionelle Wahrnehmung gemeinhin als Wissensanwendung („problem solving“). Damit wird die Bewertung von Wahrnehmungsleistungen eng an das Wissen von Proband*innen geknüpft.
Die Studie fokussiert hingegen auf die Verstehensprozesse und das Wahrnehmungshandeln. Die Analyse verbaler (Gespräche) und visueller Daten (Eye-Tracking) soll so erlauben, die in der Lehrer*innenforschung weitestgehend unberücksichtigt gebliebene „adaptive“ Wahrnehmungsleistung (als „reflection-in-action“) zu rekonstruieren, um so zu einem genaueren Wahrnehmungskonstrukt zu gelangen.“

Erstgutachten: Prof. Dr. Christoph Bräuer


Delia Hülsmann
Spracharbeit zwischen Anbahnung und Abgrenzung – Zur Konstruktion und Bearbeitung sprachlicher Differenzen in Sprachbearbeitungsverfahren (Arbeitstitel)

Das Projekt untersucht die Arbeit an und mit Sprache in Bezug auf die Differenzierung und Koordination sprachlicher Varianten wie Alltags- und Bildungssprache, um der Frage nachzugehen, wie vor dem Hintergrund von Bildungsbenachteiligung und gesellschaftlicher Teilhabe die Förderung und Vermittlung insbesondere distanzsprachlicher Fähigkeiten gelingen kann. Betrachtet werden dazu im Kontext des Schulsprachenunterrichts Deutsch Bearbeitungsverfahren im Unterrichtsgespräch wie korrektives Feedback. Neben einer möglichen Anbahnungs-, Modell- bzw. Stützfunktion spezifischer Bearbeitungsverfahren wird gerade im Kontext von Mehrsprachigkeit bzw. Deutsch als Zweitsprache auch untersucht, inwiefern an sprachliche Unterschiede soziale Positionierungen und Differenzierungen ansetzen können. Daher sollen im Verhältnis zur gesprächsanalytischen Untersuchung der Herstellung und Bearbeitung sprachlicher Differenz innerhalb von Bearbeitungsverfahren und möglicher Reaktionen darauf in diesen enthaltene Subjektkonstruktionen mithilfe der Adressierungsanalyse untersucht werden, um potenziell eingrenzende und ausgrenzende Mechanismen von Spracharbeit ausmachen zu können

Erstgutachen: Prof. Dr. Christoph Bräuer; Zweitgutachten: Prof. Dr. Dorothee Wieser


Sarah Reith
Schriftsprachliche Hochbegabungsförderung am Beispiel der écriture automatique im inklusiven Regelunterricht Deutsch

In diesem Projekt richtet sich der Fokus aus fachdidaktischer Perspektive auf die Diversitätsdimension der kognitiven Lern- und Leistungsvoraussetzungen im gemeinsamen Lernen: Wie kann im Deutschunterricht fachliche Differenzierung eröffnet, zugleich aber auch in einer heterogenen Lerngruppe Inklusion ermöglicht werden?
Literale Kompetenzen sind im Fach Deutsch Lerngegenstand, zugleich hier und in anderen Fächern als Medium überhaupt Voraussetzung zum Lernen. Versteht sich inklusiver Unterricht als Vorbereitung auf gesellschaftliche Teilhabe, lassen sich literale Kompetenzen zu den Bausteinen zählen, die den Zugang zu unserer (schrift-)sprachlich geprägten Welt eröffnen. Die Reflexion eigener Schreibprozesse ist dabei für eine Weiterentwicklung als Schreiber*in essentiell.
Hierzu wurde ein inklusives Schreibdesign modelliert, in dem die Schüler*innen individuelle Wege gehen, aber auch von- und miteinander lernen können. Dieses Design wurde an unterschiedlichen Göttinger Gymnasien in Jahrgangsstufe neun erprobt, von wissenschaftlicher Forschung begleitet und wird derzeit unter dem Fokus der individuellen Voraussetzungen der Lerner*innen untersucht.

Erstgutachten: Prof. Dr. Christoph Bräuer; Zweitgutachten Prof. Dr. Gerhard Lauer


Christina Schmidt
Musterhafter Sprachgebrauch beim Sprechen über Literatur im Deutschunterricht. Eine korpuslinguistische Untersuchung.

Durch die Verständigung über Literatur im Unterrichtsdiskurs der Sozialisationsinstanz Schule soll literarisches Verstehen und Lernen vermittelt und angeregt werden. Diese Interaktion kann als besondere Form des Unterrichtsdiskurses herausgestellt werden, die sich durch einen spezifischen Einsatz von „Sprachgebrauchsmustern“ (Bubenhofer 2009) auszeichnet. Solche Muster auf der Sprachoberfläche resultieren aus „rekurrente[n] Sprachhandlungen […], in die typische Verwendungskontexte, Handlungsziele und Interpretationsziele eingeschrieben sind“ (Scharloth 2018: 63).
Im Rahmen des Dissertationsprojektes werden zum einen Verfahren entwickelt, um bestehende Transkripte von Deutschunterrichtsstunden unter Berücksichtigung ihrer fachlichen Spezifik und der Eigenschaften gesprochener Sprache für eine korpuslinguistische Untersuchung aufzubereiten. Zum anderen werden sprachliche Muster durch eine Triangulation quantitativer und qualitativer Verfahren in Abhängigkeit verschiedener Metadaten sowohl erfasst als auch deren Gebrauch mit Blick auf die fachspezifischen Limitationen für Schüler*innen und ihr Potenzial für fachkulturelle Sprache im Unterricht in der Lehrer*innenbildung reflektiert.

Literatur:
Bubenhofer, Noah (2009): Sprachgebrauchsmuster. Korpuslinguistik als Methode der Diskurs- und Kulturanalyse. Berlin: de Gruyter.
Scharloth, Joachim (2018): Korpuslinguistik für sozial- und kulturanalytische Fragestellungen. Grounded theory im datengeleiteten Paradigma. In: Korpuslinguistik. Hrsg. v. Kupietz, Marc; Schmidt, Thomas. Berlin, Boston: de Gruyter, S. 61 – 80.

Erstgutachter: Prof. Dr. Christoph Bräuer


Soheyla Pashang
Didaktisierung der Improvisationsübungen und -spiele im DaF-Unterricht mittels Elemente des Improvisationstheaters. Eine Analyse mit dem Schwerpunkt Aufgabenstellung (abgeschlossen)

Das Lernen einer Fremdsprache ist mit dem Eintritt in eine neue Sprachenwelt zu vergleichen, die vielfach andere Rahmenbedingungen und Strukturen als Grundlage hat. Der Verbleib in der Welt der Muttersprache kann den Einstieg in diese Welt verhindern. Im Fremdsprachenunterricht sollten die Lernenden nicht als passive Rezipienten aufgefasst werden, sondern als aktive Gestalter des Lernprozesses, die die Lerninhalte letztlich subjektiv im Prozess der Informationsverarbeitung strukturieren und rekonstruieren.
In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit den Methoden, die die Improvisation in der Fremdsprache fördern. Diesbezüglich untersuche ich die Elemente des Improvisationstheaters als Grundlage der Forschung und analysiere dessen Elemente, die in einen Fremdsprachenunterricht übertragbar sein können.
Aufgrund dieser Analyse erforsche ich die Didaktisierungsmöglichkeiten der Improvisationsübungen und -spiele im Unterricht Deutsch als Fremdsprache / Deutsch als Zweitsprache.
Die Untersuchung der Wirksamkeit dieser Methode beim emotionalen und nachhaltigen Lernen bildet das Forschungsziel meiner Dissertation. Wie die Aufgaben didaktisiert werden und in welchen Unterrichtsphasen die Improvisationsübungen und -spiele eingesetzt und umgesetzt werden können, sind die Hauptfragen der Forschungsarbeit.

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