Starke Bäume in Nordrhein-Westfalen

Von CHRISTOPH MICHELS

368 S. 503 Farbfotos, 1 Zeichnung, 1 Karte, 22 x 30 cm, Kessel Verlag Remagen 2021, ISBN 978-3-945941-74-4, 36,00 €

Wer sich für alte und interessante Bäume interessiert muss entweder selber sehr viel Zeit zum Aufsuchen der Bäume investieren, sich bei den Naturschutzbehörden der Städte und Landkreise informieren oder sich auf mitunter alte Literaturquellen bei der Suche stützen. Ältere Literatur gibt zwar wertvolle Hinweise wo wir interessante Bäume finden könnten, ist aber keine Gewähr, dass der dann aufgesuchte Baum auch noch steht. Bäume werden mit zunehmendem Alter zwar immer interessanter, aber nicht vitaler. Baumaßnahmen, unsachgemäße Pflege, Krankheiten und Schädlinge aber auch das Erreichen der natürlichen Altersgrenze, der Trockenstress durch den Klimawandel usw. führen dazu, dass viele der noch vor Jahren in den Verzeichnissen aufgeführten alten sehenswerten Bäume nicht mehr vorhanden sind. Daher ist es sehr begrüßenswert, das mit dem vorliegenden Buch für Nordrhein-Westfalen wieder eine weitestgehend aktuelle Literaturquelle vorhanden ist.
Vorgestellt werden 267 besondere Bäume aus insgesamt 77 verschiedenen heimischen und exotischen Laub- und Nadelbaumarten.
Im einführenden Teil des Buches wird zunächst auf die Entstehung unserer Mitteleuropäischen Wälder, der Einfluss des Menschen auf die Wälder und auf die Einführung der Neophyten ab 1492 eingegangen, wobei der Autor auch seine eigenen beruflichen Erfahrungen in der Bewertung der Neophyten mit einbringt. Im Anschluss geht es um die Probleme bei der Altersbestimmung und Vermessung von Bäumen, insbesondere um die korrekte Ermittlung des Stammumfanges, die nicht nur schriftlich erklärt, sondern auch anhand von anschaulichen, zeichnerischen Bespielen für verschiedene denkbare Stammformen dargestellt wird. Des Weiteren werden Tipps zum Auffinden von alten bez. starken Bäumen gegeben. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung „starker Baum“ auch immer von dem potentiellen Baumalter, dem Wuchsvermögen einer Baumart, den Standortbedingungen usw. abhängig und von daher auch immer eine relative Bewertung ist. Alle Bäume sind nummeriert und auf einer Übersichtskarte eingezeichnet.
Im dem, den Baum beschreibenden Teil des Buches werden zunächst die wesentlichen Daten der Gattung bez. Art wie natürliches Vorkommen oder Einführung nach Europa/Deutschland, interessantes aus dem Bereich der Botanik, Standortansprüche, eventuelle Krankheiten usw. gegeben. Hinzu kommen, so gegeben, interessante Informationen über unseren kulturellen Bezug zu der Baumart, die Verwendung von Früchten, des Holzes usw. Zu
jedem vorgestellten Baum gibt es die Grunddaten wie deutscher und botanischer Name, Standort, Stammumfang, Höhe, Kronenbreite und die Baumnummer. Wer den vorhandenen QR-Code mit seinem Handy abscannt, kann sich über Google Maps die Route zu dem Standort anzeigen lassen. Die Baumbeschreibungen sind meist kurzgefasst und durch mindestens ein, mitunter auch mehreren Bildern abgebildet. Hier sind z.B. Blüten, Früchte, Rindenbilder, Blätter, Zapfen oder der Baum in der Herbstfärbung zusehen. Das Bildmaterial ist von durchweg sehr guter Qualität.
Es folgen je ein Register nach wissenschaftlichen Namen, nach Kreisen und Kreisfreien Städten sowie ein ausführliches Quellenverzeichnis. Alles in allem ein sehr gutes Buch, das man jeder Person, die auf Ausflügen, Wochenendtouren, oder Urlaubsreisen sich sehenswerte starke alte Bäume anschauen will, nur empfehlen kann.

VOLKER MENG, Hann. Münden-Hemeln