Tanz unter der Dorflinde
Der Tanzplatz eines Dorfes befand sich unter und teils auch in der Linde. Er wurde in die unterste Aststufe gebaut, dem Teil des Baumes, der nach mythologischer Vorstellung dem Menschen zugedacht war. Es wurden große und stabile Gerüste errichtet, so dass darauf eine ganze Musikkapelle und die Tanzenden Platz hatten. In Deutschland gibt es noch einige solcher Tanz- und Stufenlinden. Die Tanzplätze stehen meist auf 7 oder 12 Steinsäulen (Beuchert 1996). Die Tanzfeste wurden meist Anfang Mai gefeiert (www.wikipedia.de).
Im Ort Peesten im Landkreis Kulmbach in Oberfranken/Bayern existiert noch eine Tanzlinde mit ausgebautem Obergeschoss, so dass unter, auf und im Baum getanzt werden kann. In Bayern hatte die hohle Kunigundenlinde zu Kasberg einen so großen Umfang, dass 6 Paare zugleich auf ihr tanzen konnten. Die Linden wurden manchmal in Stufen geschnitten, so dass sich die Tanzplattform im Geäst der Bäume befand. Schon Martin Luther erwähnte die Linde als Tanz- und Freudenbaum (Laudert 2003).
Tanzlinden stehen häufiger in kleinen Orten, die das Recht der Gerichtsbarkeit besaßen. In größeren Orten verschwanden sie meist durch Baumaßnahmen. Tanzlinden stehen z.B. noch in Bärstadt, Bedheim, Eishausen, Effelder, Limmersdorf, Peesten, Sachsenbrunn, Galenbeck und Steinfeld (www.wikipedia.de).
Tanzlinde in Effelder (Foto: Ulrich Göpfert)
In Goethes Faust heißt es, „… Schon um die Linde war es voll / Und alles tanzte schon wie toll. / Und von der Linde scholl es weit: Juchhe, Juchhe, Juchheisa, Heisa, He.“(Laudert 2003)
Um die Linde durften nur reine und jungfräuliche Mädchen vortanzen. Tanzte ein „gefallenes“ Mädchen und entehrte so die Linde, wurde diese gescheuert, also der sie umgebende Rasen aufgegraben. (Grabe et al. 1991).