Wild- und Zieräpfel

Von ANDREAS BÄRTELS

Leinen gebunden, 24,5 x 17cm, 528 S., 17 SW- Zeichnungen, 2 Karten, 4 Tabellen, 592 farb. Abbildungen. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim 2020, Preis 29,95€. ISBN978-3-494-01830-0

Auf dem deutschen Buchmarkt gibt es eine Fülle an Büchern, die sich mit dem Apfel befassen. Meist aus der Sicht des ökologischen Wertes des Streuobstanbaus oder aber aus der Sicht der Eignung eines Apfelbaumes zur Obstgewinnung. Hierbei werden dann oftmals alte vom Aussterben bedrohte Sorten aber auch moderne Züchtungen behandelt.
Es stellt sich daher die Frage, brauchen wir wirklich noch ein weiteres Apfelbuch? Das vorliegende Buch, gibt da eine klare Antwort. Ja, das brauchen wir, denn bislang gab es noch keine Monographie über die Gattung Malus. Diese bibliographische Lücke, und das ist das Verdienst des Autors, wird mit dem vorliegenden Buch geschlossen. Der Autor, einer der profiliertesten Dendrologen unsere Zeit hat dabei den „Apfelbaum“ in seiner Gesamtheit abgebildet und beschreiben.
Das Buch hat einen klaren Aufbau und erleichtert daher auch bislang nicht so versierten Apfelbaumfreunden den Einstig in die Welt der Apfelbäume. Zunächst werden die grundlegenden morphologischen Merkmale der Gattung Malus, also dem Habitus, Zweige, Knospen Rinde, Blüten Blättern und Früchten auch mit ihrer Variationsbreite und bis ins Detail genau beschreiben. Die Systematik und Gliederung der Gattung Malus in 5 Sektionen und 6 Serien entspricht dem aktuellen wissenschaftlichem Stand. Sicherlich neues erfahren die Leser im Kapitel über die Verbreitung der Malus-Arten vom Tertiär bis zur Gegenwart. In dem großen Kapitel Pflanzen und Pflegen wird z.B. auf die klimatischen Vorrausetzungen, die Winterhärtezonen, den Boden, das Pflanzen sowie auf die Schnittmaßnahmen an Wild und Zieräpfeln eingegangen und zum Teil durch beispielhafte Zeichnungen erklärt.
In dem Kapitel „Die Verwendung von Wild- und Zieräpfeln in Garten, Park und freier Landschaft“ werden verschiedenste Pflanzbeispiele, zum Teil sogar mit entsprechender Begleitflora, aber auch historische Verwendungen in Parkanlagen wie z.B. Malus als Spalier, Bögen oder als Formgehölz gezogen, dargestellt.
Des Weiteren wird auf den ökologischen Wert der Wild- und Zieräpfel sowohl für Insekten, Säuger und Pilze hingewiesen. Die Verwendung von Wild –und Kulturäpfeln als Nahrungsmittel im deutschsprachigen Raum befasst sich von den ersten archäologischen Nachweisen zur Zeit der Bandkeramik-Kultur (Jungsteinzeit) bis zur Gegenwart. Hier wird auch auf die vielfältige Verwendung von Äpfeln als Most, Wein, Gelee, usw. aber auch auf schonende Verarbeitungsmethoden, die Eignung von einigen kleinen
Zierapfelsorten zur Kompottherstellung oder als ganze Früchte als Calvados-Äpfel einzukochen verwiesen. In dem Kapitel Vermehrung werden neben der Aussaat und dem gewinnen von Risslingen auch die Veredelungsmethoden und die Mikrovermehrung erklärt. Von den Krankheiten und Schädlingen werden nur die wichtigsten Vertreter, diese aber ausführlich und mit Bekämpfungshinweisen behandelt. Wie sehr der Apfel mit unserer Kultur verbunden ist, erfährt man in dem Kapitel der Apfel in Mythen, Gedichten, Märchen und Erzählungen, das sich über die Bibel, die griechische Mythologie bis hin zu dem Vorkommen von Äpfeln in Redensarten und Spruchweisheiten befasst.
Der mit Abstand größte Teil befasst sich mit den Arten- und Sortenbe-schreibungen. Sie sind aufgegliedert in Europäische, Kaukasische und Zentralasiatische, Ostasiatische und Nordamerikanische Wildarten. Insgesamt werden hier 44 Wildarten, 17 Hybriden sowie 436 Sorten beschreiben.
Die ausführliche Beschreibung der Wildarten und Hybriden umfasst zunächst den botanischen sowie den deutschen Namen, die Sektion, Serie und Synonyme, und eine genaue morphologische Beschreibung des Habitus, den Austrieb, die Blätter, Blüten, Früchte usw..
Alle Beschreibungen sind mit mehreren Fotos, einige auch mit sehr schönen, handkolorierten Zeichnungen ergänzt. In der Einleitung zu der Zieräpfel Beschreibung mit Sortennamen wird nochmals auf einige Besonderheiten oder interessantes hingewiesen: So z.B. das in diesem Buch längst nicht alle Sorten aufgeführt wurden da es allein in den USA ca. 400-600 Sorten gibt. Aber auch auf die wirtschaftliche Bedeutung einiger Zierapfelsorten als wichtige Pollenspender für den kommerziellen Obstanbau. Bei den Sortenbeschreibungen sind nicht alle Sorten mit einem Bild abgebildet. Sie sind knapper gefasst, enthalten aber alle wesentlichen Informationen über die Sorte und so es möglich ist, auch über ihre Herkunft. Den Abschluss bildet ein Quellenverzeichnis für den Bezug von Wild- und Zieräpfeln in Deutschland sowie der angrenzenden Länder, je eine Tabelle über die Blüten- und Fruchtfarbe der Zierapfel-Sorten sowie ein sehr umfangreiches Literaturverzeichnis.
Insgesamt ein absolut lohnenswertes Buch, dass nicht nur eine Lücke in der dendrologischen Literatur geschlossen hat, sondern auch ein Buch das man als zukünftiges Standartwerk bezeichnen darf.

VOLKER MENG, Hann. Münden-Hemeln